Schriftsteller Felix Salten

Text: Oswin Schneeweiss

Bambi, der kleine Rehbock, der einst das Herz unserer Kinder stahl, ist zum Symbol der idyllischen Natur geworden. Überraschenderweise wurde die Geschichte, auf der der Film basiert, von einem begeisterten Jäger aus Österreich geschrieben: Felix Salten.

Bambi © disney.wikia.com

Nein, Bambi ist keine Schöpfung der Unterhaltungsindustrie von Walt Disney. Der Film aus dem Jahr 1942 basiert auf einer Geschichte von Felix Salten, einem der vielen Pseudonyme, unter denen der österreichisch-ungarische Schriftsteller Siegmund Salzmann (1896-1945) veröffentlichte. In Wien gehörte diese Bohème pur sang zu den künstlerischen und literarischen Kreisen um viel berühmtere Autoren wie Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal. Er ist auch der Autor eines der ersten frivolen pornografischen Romans über die Wiener Prostituierte Josephine Mutzenbacher. Vom Literaturporno bis zum Bambi: Salzmann war ein Mann mit vielen Talenten.

Bambi oder „Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ schrieb der jüdische Salten 1923 in seinem Landhaus am Attersee. Es wurde zu seinem Refugium als Nationalsozialismus und Antisemitismus den Alltag in Wien immer stärker in den Griff bekamen. Um den Attersee herum unternahm er lange Wanderungen durch die Berge. Er genoss die Natur und die Jagd. „Ich habe bis zu vierhundert Bambi’s getötet“, sagte er einmal.

Mord und Totschlag

Salten schrieb seine Tierfabeln zunächst für Erwachsene. Sie waren ein Spiegel seiner Zeit und voller Gesellschaftskritik. Bambi zum Beispiel nannte er eine „Doktrin für Wanderer und Naturliebhaber“. „Ich wollte sie von dem Missverständnis befreien, dass die Natur ein sonniger, immer schöner und paradiesischer Ort ist“, erklärte er später. Die Welt von Bambi ist daher hart und unbarmherzig. Der Tod lauert überall. Der kleine Rehbock ist kaum trocken hinter den Ohren oder er wird bereits von seiner Mutter allein gelassen, die sich immer weiter von ihm entfernt, bis er sich schließlich alleine durchschlagen muss. Aus Bambi: ‚Traurig steht er da und schreit. Aber niemand antwortet. Niemand kommt. Er hört zu. Er sucht. Nichts. Er ruft wieder. Sehr leise, bettelnd, schreit er: „Mutter… Mutter…“ Vergeblich.

In der ursprünglichen Bambi-Geschichte geht es um Mord und Totschlag. Schon auf der ersten Seite hört Bambi den furchterregenden Schrei einer Maus, die von einem Bussard gefressen wird, und einen Augenblick später sieht er zu, wie ein Hase nach einem Schuss vor seinen Augen einen Überschlag macht und mit dem weißen Bauch nach oben regungslos liegen bleibt. „Ich wäre nie in der Lage gewesen, diese Geschichte zu schreiben, wenn ich nicht regelmäßig eine Kugel auf einen Bock oder eine Ziege abgefeuert hätte“, sagte Salten selbst dazu.

Verkitscht

Salten, der wegen der Krise Geld brauchte, verkaufte 1936 die Rechte für Bambi für fünftausend Dollar an Disney, der damit schließlich Millionen machte. Bei Disney wurde die Geschichte fest adaptiert. Sagen wir einfach, dass sie verkitscht, kommerzialisiert und amerikanisiert wurde. Aus dem Rehbock wurde ein Hirsch, und alle „schockierenden“ und grausamen Szenen wurden ausnahmslos eliminiert. Die Geweihträger, die in dem Buch ihren eigenen Weg gehen, wurden in dem Film zu einer Art liebevollen und verantwortungsbewussten Übervätern. Die Hirsche sind schamlos süß, voller Lebensfreude und rechtschaffen. Der Bösewicht ist natürlich der Jäger, der keine Sekunde ins Bild kommt. Nur er stört die romantische Idylle.

Die Frage ist natürlich, was Felix Salten davon gehalten hat. Quellen hierzu fehlen. Es ist gut möglich, dass er den Film nie gesehen hat, denn er kam erst drei Jahre vor seinem Tod heraus, und zu diesem Zeitpunkt war bereits alles, was mit Bambi zu tun hatte, von den Nazis verboten. Salten selbst verbrachte seine letzten Lebensjahre dank Bambi’s Erlösen in einem luxuriösen Spa in der Schweiz.

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