Angelika Kauffmann

Malerin und Superstar

Text: Emely Nobis

Sie malte Prinzen und Königinnen, wurde Mitglied der 1768 gegründeten Royal Academy of Arts in London als eine von zwei Frauen und es gibt eine Büste von ihr im Pantheon in Rom. Kurz: Die klassizistische Künstlerin Angelika Kauffmann (1741-1807) war zu ihrer Zeit ein Superstar.

Links: Selbstporträt, Rechts: The Sorrow of Telemachus © The Metropolitan Museum of Art

Sie lebte die meiste Zeit ihres Lebens in Italien und Großbritannien, aber sie hatte eine enge Beziehung zu Schwarzenberg im Bregenzerwald, dem Geburtsort ihres Vaters Joseph Johann. Dieser Porträt- und Freskenmaler arbeitete in der Schweizer Stadt Chur als sein einziges Kind geboren wurde. Von ihrer Mutter, der Hebamme Cleophea Lutz, lernte Angelika vier Sprachen und Musik; von ihrem Vater erhielt sie den ersten Malunterricht. Sie entpuppte sich als Wunderkind, das bereits im Alter von zwölf Jahren den Bischof von Como porträtieren durfte.

Fresken für die Kirche

Heiligste Dreifaltigkeit Pfarrkirche in Schwarzenberg

Als Angelikas Vater kurz nach dem Tod seiner Frau den Auftrag erhielt, Fresken für die neue Pfarrkirche Schwarzenbergs zu malen (die alte war 1755 bei einem Brand zerstört worden), nahm er Angelika mit. Während ihr Vater die Kreuzwegstationen malte, schuf seine damals 17-jährige Tochter die Fresken der Apostel und das Gemälde über dem Hochaltar. Nach anderthalb Jahren gingen sie wieder weg. Vater Kauffmann erkannte, dass seine Tochter viel begabter war als er selbst. Er wurde ihr Manager und nahm sie auf „Bildungsreise“ mit nach Italien, wo sie bald prestigeträchtige und gut bezahlte Aufträge erhielt. Später (zwischen 1766 und 1781) brachten diese Aufträge sie auch nach England. 1767 heiratete sie einen angeblichen schwedischen Grafen (Friedrich von Horn), der sich später als Hochstapler entpuppte und mit ihren Ersparnissen davonlief. Die Ehe wurde 1768 von der anglikanischen Kirche annulliert und, trotz dieses Rufschadens, war Kauffmann im selben Jahr neben Mary Moser vom König als eines von zwei weiblichen „Gründungsmitgliedern“ (neben 32 Männern) der Royal Academy of Art in London bestimmt worden.

Arrangierte Ehe

Antonio Zucchi gemalt durch Angelika Kauffmann

Kauffmanns zweite Ehe 1781 mit dem viel älteren venezianischen Maler Antonio Zucchi (1726-1795) wurde von ihrem Vater arrangiert. Er sah ihn als den idealen Manager für den Fall, dass er sterben würde, was bereits 1782 der Fall war. Die zweite Ehe scheint funktioniert zu haben. In ihrem Ehevertrag hatte sie jedoch festgelegt, dass nur sie selbst über ihr Vermögen verfügen kann. Das Paar lebte in Italien. Ihr Haus in Rom wurde zu einem Treffpunkt für die Künstler der Stadt, aber auch für die Aristokratie. Zu den Gästen gehörten Goethe und Kaiser Josef II. Angelika Kauffmann starb am 5. November 1807 als wohlhabende Frau. Ihr Trauerzug war der größte in Rom nach dem des 1520 verstorbenen Raffael. Fünfzig Priester gingen voran und zwei kolossale Gemälde von ihrer Hand wurden ebenfalls mitgetragen. Im selben Jahr wurde sie mit einer Büste im Pantheon geehrt.

Familiäre Bindung

Obwohl sie Schwarzenberg in Vorarlberg nur einmal in ihrem Leben auf der Rückreise aus England kurz besuchte, hielt sie durch Briefe engen Kontakt zu ihrer dortigen Familie. Sie gab ihnen Geld, bezahlte die Ausbildung ihrer Kinder und brachte sie regelmäßig zu Besuchen nach Rom. Sie begann ihr Testament mit den Worten: „Ich, Angelika Kauffmann aus Schwarzenberg im Bregenzerwald, bin zufällig in Chur geboren“.

Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg

Sie befahl auch ihrem einzigen Erben (einem Neffen), ihr Vermögen in eine Stiftung für Schwarzenberg einzubringen. Neben der Pfarrkirche im Dorf ist ihr Werk auch in dem nach ihr benannten Museum (Brand 34) zu sehen. Sowohl bei ihren Porträts als auch bei den Kupferstichen fällt ihr Blick für das Detail auf: Es macht die Bilder besonders natürlich und lebensecht. Die Kuratorin dieses Museums führt die Tatsache, dass sie heute relativ unbekannt ist, auf die Zeit zurück, in der sie malte. Der Klassizismus hat weder ein Michelangelo noch ein Leonardo da Vinci hervorgebracht. Viele Maler, die damals unglaublich berühmt waren, sind heute eher unbekannt. Außerdem arbeitete sie hauptsächlich in England und Italien. In diesen Ländern kennen noch viele ihre Arbeit.

Maria Theresia © BMobV, Tina Haller