Das Wien von Josef Hoffmann

Text: Emely Nobis / Bild: Frits Roest

Josef Hoffmann (1870-1956) war einer der wichtigsten Pioniere der Architektur und des Designs im Österreich des 20. Jahrhundert. Viele seiner Entwürfe werden auch heute noch produziert. Besuchen Sie Wien auf seinen Spuren.
Porträt von Josef Hoffmann

Porträt von Josef Hoffmann Foto: Yoichi R. Okamoto © MAK

Um 1900 ist Wien das pulsierende Zentrum des riesigen Habsburgerreiches. Diese Zeit ist auch durch einen unglaublichen Optimismus in der Kunst gekennzeichnet. In den Salons und Kaffeehäusern der Stadt trafen sich Intellektuelle, Künstler, Architekten, Literaten, Ärzte, Musiker und Designer, um zu diskutieren und Ideen auszutauschen. Gustav Klimt, Egon Schiele, Koloman Moser, Otto Wagner, Adolf Loos, Arnold Schönberg, Gustav Mahler, Sigmund Freud und Arthur Schnitzler sind nur einige der Protagonisten, die die Zeit zwischen etwa 1890 und 1910, die so genannte Wiener Moderne, in der zahlreiche neue (Kunst-)Strömungen entstanden, prägten.

Dieses turbulente Klima zog auch Josef Franz Maria Hoffmann, einen 1870 geborenen Sohn eines Bürgermeisters aus Brtnice (Tschechien), in die österreichische Hauptstadt. 1892 schrieb er sich an der Akademie der Bildenden Künste als Schüler des Architekten Karl von Hasenauer ein. Als dieser Vertreter des Historismus 1894 starb, wurde der Jugendstilarchitekt Otto Wagner sein Nachfolger. Hoffmann und seine Mitschüler Joseph Maria Olbrich und Leopold Bauer wurden bald zu den besten Schülern Wagners. In seiner „Selbst-Biografie“ berichtet Hoffmann noch im hohen Alter begeistert von ihrem neuen Lehrer. „Nun hatten wir endlich eine starke Persönlichkeit unter uns, die voll von Ideen eigene Wege ging und für alles Neue und Notwendige zu begeistern vermochte.“

Prix de Rome

Österreichischer Pavillon auf der Biennale von Venedig, 1934

Österreichischer Pavillon auf der Biennale von Venedig, 1934 © MAK

Dennoch begann Hoffmann seine eigene Karriere mit einem historistischen Gebäude. Seine Diplomarbeit von 1895, die utopische Stadt Forum orbis, insula pacis, lehnt sich noch stark an „alte“ italienische Formen mit Säulen und Kuppeln an. Dafür erhielt er den Prix de Rome: Ein Stipendium, das es ihm ermöglichte, ein Jahr lang in Rom zu leben und durch Italien zu reisen. Dort war er besonders von der Volksarchitektur auf Capri beeindruckt. Nach seiner Rückkehr schrieb er in der Fachzeitschrift Der Architekt – einer Publikation der Wagner-Schule -, dass ihm diese ländliche Architektur gefiel, weil sie frei von überflüssigen Ornamenten und intellektuellem Schnickschnack war und zu der Lebensweise, dem Klima und der Umgebung auf Capri passte. Die Gebäude, so Hoffmann, vermitteln ein Gefühl des Schutzes vor den heißen mediterranen Sommern: weiße Wände und kleine Fenster schützen vor dem intensiven Licht, während Außentreppen, Innenhöfe und Pergolen mit Weinreben zum Ausruhen im Schatten einladen.

Er betont, dass die Architektur von Capri nicht kopiert, sondern vielmehr als Anregung zum Nachdenken über die dahinter stehende architektonische Idee gesehen werden sollte: die Schaffung einer Typologie eines modernen Landhauses, „die zu unserer Lebensweise, unserem Klima und unserer Umwelt passt“.

Museum für Angewandte Kunst

MAK: Museum für Angewandte Kunst

MAK: Museum für Angewandte Kunst © Leonhard Hilzensauer/MAK

„Diese Capri-Reise führte zu einem ersten Richtungswechsel in seiner Entwicklung als Architekt, wobei ‚Form folgt Funktion‘ ein wichtiger Ausgangspunkt war“, sagt Kurator Rainald Franz vom  MAK (Stubenring 5) in Wien. Das 1863 gegründete Museum für Angewandte Kunst ist der unumgängliche Ausgangspunkt für einen Besuch im Wien Josef Hoffmanns. Gleich nebenan befindet sich die Wiener Kunstgewerbeschule, an der Hoffmann von 1899 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1936 als Architekturprofessor tätig war. Das MAK selbst besitzt die weltweit größte Sammlung von Möbeln, Objekten, (Textil-)Entwürfen und Korrespondenz des genialen Architekten/Designers und zeigt Teile davon sowohl in seiner ständigen Sammlung als auch in wechselnden Ausstellungen. Auch Werke von Künstlern, die mit Hoffmann befreundet waren, sind gut vertreten, wie die von Joseph Maria Olbrich, Gustav Klimt und Koloman Moser – mit dem Hoffmann 1897 die Wiener Secession gründete. Die Kunstbewegung ist Teil einer breiten europäischen Bewegung, wie dem französischen Art Nouveau, dem belgischen Symbolismus, dem deutschen Jugendstil, den Glasgow Four in Schottland und der Arts and Craft-Bewegung in England. Gemeinsam ist ihnen, dass sie historische Bauformen ablehnen und neue Materialien (wie Stahl und Aluminium), Formen und Ornamente suchen, um die Moderne auszudrücken. „Vor allem Hoffmann knüpfte internationale Kontakte für die Sezessionsbewegung“, sagt Franz. „Er führte Elemente davon in Österreich ein und gibt ihnen eine sehr persönliche Note“.

Heilung der Seele

Vereinsgebäude der Secession

Vereinsgebäude der Secession © FREN Media / Frits Roest

Vom MAK aus sind es etwa zwanzig Minuten Fußweg bis zum Vereinsgebäude der Secession (Friedrichstraße 12) mit seiner markanten goldenen Kuppel. Das Gebäude, das heute ein Museum ist, wurde von Joseph Maria Olbrich entworfen, aber schon 1902 gestaltete Hoffmann den Eingang neu und war zusammen mit Koloman Moser für die Präsentation der Ausstellungen verantwortlich. Hoffmann entwarf auch den sogenannten Ver-Sacrum-Saal im vorderen Teil des Gebäudes. Die weichen, geschwungenen Formen der Möbel und der Türrahmen stehen noch ganz im Zeichen der floralen Jugendstilsprache.

Nach Ansicht der Secessionskünstler sollten schöne, funktionale Gebrauchsgegenstände den Alltag für breitere Gesellschaftsschichten angenehmer und schöner machen. Sie waren überzeugt, dass die Kunst sogar die menschliche Seele „heilen“ kann. Hoffmann wollte dieses theoretische Prinzip in die Praxis umsetzen, indem er solche künstlerischen Objekte für den Alltagsgebrauch produzierte und vermarktete. Deshalb gründete er zusammen mit seinem Freund Koloman Moser (und mit finanzieller Unterstützung des Industriellen Fritz Waerndorfer) die Wiener Werkstätte, eine Produktionsgemeinschaft von Künstlern und Handwerkern. In direkter Interaktion mit ihren Kunden kombinierten sie modernes Design mit alten Handwerkstechniken. Sie wollten weg von der Massenproduktion und zurück zu Qualität, ehrlichen, langlebigen Materialien, einfachen Formen und Eleganz im Alltag. Hoffmann selbst entwarf für die Wiener Werkstätte zahlreiche Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände, die noch heute von Unternehmen wie Alessi, Augarten, Wittmann, Lobmeyr und Backhausen hergestellt werden (siehe Tipps & Adressen).

Ouadratl-Hoffmann

Noch vor der Gründung der Wiener Werkstätte beginnt Hoffmann, in seiner Arbeit die Ornamentik und die runden Formen des Jugendstils mehr und mehr durch strenge geometrische Formen zu ersetzen. Seine Grundfigur wurde das Quadrat, was ihm bei den Wienern den Spitznamen „Ouadratl-Hoffmann“ einbrachte.

Villa auf der Hohen Warte

Villla Ast (links) und Moser-Moll-Villa (rechts) auf der Hohen Warte © FREN Media / Frits Roest

Diese Entwicklung lässt sich auch an den von ihm entworfenen Gebäuden ablesen. Sein erstes großes Projekt als Architekt war der Bau mehrerer Künstlervillen auf der Hohen Warte im 19. Wiener Gemeindebezirk, die zum Teil im Originalzustand erhalten sind. Hoffmann baute hier 1902-03 zunächst eine Villa für seine Freunde Koloman Moser und Carl Moll (Steinfeldgasse 6-8, Ecke Geweygasse 13). Auch die benachbarten Villen in der Steinfeldgasse 2 (Villa Ast) und 4 wurden von ihm gebaut. Mit ihren Bezügen zu Fachwerkhäusern und der einfachen Fassadenornamentik sind sie deutlich verspielter und ornamentaler als seine späteren Stahlbetonvillen (wie die Kaasgrabengasse 30-32, ebenfalls im 19. Bezirk), aber die geometrischen Linien sind bereits vorhanden.

Qualität als Menschenrecht

Villa Botstiber-Hertzka in der Kaasgrabengasse 30-32

Villa Botstiber-Hertzka in der Kaasgrabengasse 30-32 © FREN Media / Frits Roest

Für Hoffmann ist kein Auftrag zu groß oder zu klein. Neben Villen für Künstlerkollegen und Industrielle entwirft er im Auftrag der sozialdemokratischen Verwaltung auch Wohnhausanlagen für das „rote Wien“. „Das Faszinierende ist“, so MAK-Kurator Rainald Franz, „dass er bei seinen Häusern und Möbeln für Arbeiter den gleichen Wert auf Schönheit legte wie bei seinen Villen für Reiche. Seine Vorstellungen von Design kennen keine sozialen Schichten. Für ihn ist Qualität ein Menschenrecht. Es ist dieses große, nie nachlassende Qualitätsbewusstsein, das seine Ideen und Entwürfe so außergewöhnlich macht“.

Dies spiegelt sich zum Beispiel in dder ersten Gemeindebau wider, die Hoffmann realisiert hat: der Klose-Hof (Philippovichgasse 1) aus den Jahren 1924-1925. Es handelt sich um eine auf regelmäßig quadratischem Grundriss errichtete fünfgeschoßige Blockrandverbauung mit einem zentral angelegten Mitteltrakt, einer Art Wohnturm. Der Haupteingang ist klassizistisch mit Säulen, ein zweiter Eingang an der Philippovichgasse zum Stiegenhaus 2 hat ein stattliches Portal mit den Plastiken „Früchteträgerinnen“, die Anton Hanak nach den Plänen Hofmanns ausführte. Die Liebe zum Detail und zur Schönheit spiegelt sich in den Schriftzügen über den Türportalen, den skulpturalen Streublumen an der schlichten Fassade und den dreiflügelige Fenster mit quadratischer Fläche.

Der Hof Klose.  Auf der linken Seite: Portal mit Früchteträgerinnen. Rechts: Der neoklassizistische Haupteingang mit Säulen.

Der Klose-Hof .  Auf der linken Seite: Portal mit Früchteträgerinnen. Rechts: Der neoklassizistische Haupteingang mit Säulen. © FREN Media / Frits Roest

Die Wohnanlage ist auch ein Beispiel für eine weitere Phase in Hoffmanns Schaffen. Franz: „Die Anziehungskraft des Geometrischen ist verschwunden, und Elemente der antiken Architektur gewinnen in seinem Stil wieder an Bedeutung. Daher auch die neoklassischen Säulen. Typisch für Hoffmann ist aber auch, dass er nicht einfach kopiert, sondern dem Ganzen eine eigene Note gibt, indem er sie als Ornamente und nicht als tragende Elemente verwendet“.

Parade-Künstler

Links: Hoffmanns Glasservice Bronzit für Lobmeyr. Rechts: Hoffmanns Besteck 135 für die Wiener Silbermanufaktur

Links: Hoffmanns Glasservice Bronzit für Lobmeyr. Rechts: Hoffmanns Besteck 135 für die Wiener Silbermanufaktur

Als die Wiener Werkstätte 1932 in Konkurs ging, befand sich Hoffmann in einer schwierigen Lage und erhielt keine größeren Aufträge mehr. Der Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im Jahr 1938 wurde von Hoffmann begrüßt, da er sich von dem neuen Regime wirtschaftlichen Aufschwung und eine Wiederbelebung seines Architekturbüros versprach. Tatsächlich erhielt er erneut Aufträge für lukrative Projekte, wie den Umbau der deutschen Botschaft zum Haus der Wehrmacht.

Es wird manchmal angenommen, dass Hoffmann Mitglied der NSDAP wurde, aber – so Franz – Archivrecherchen zeigen, dass dies absolut nicht der Fall war. Einige frühe Funktionäre des österreichischen Nationalsozialismus waren jedoch enge Vertraute von ihm in der Stadtverwaltung. Die Gelegenheit, die sie ihm gaben, um weiter zu arbeiten, hat er genutzt.

Die damaligen Machthaber wiederum wollten den Ruhm Hoffmanns instrumentalisieren. Ihre Beziehung zueinander blieb jedoch ambivalent. So schreibt Robert Obsieger, der Direktor der Kunstgewerbeschule nach der Machtübernahme, dass die von Hoffmann vertretene Kunstrichtung mit der des Nationalsozialismus unvereinbar sei und deshalb abgelehnt werden müsse. „Hoffmann ist also sicher nicht der Nazi-Paradekünstler, für den ihn manche hält“, so Franz.

Nach dem Krieg, im Jahr 1948, war Hoffmann Mitbegründer der (immer noch existierenden) Österreichischen Werkstätten, einer Art Wiedergeburt der Wiener Werkstätten mit der gleichen Mission: mit funktionalen Formen, guten Materialien und solider Verarbeitung Schönheit in den Alltag der Menschen zu bringen. Von nun an verfügte er wieder über eine Organisationsstruktur, die es ihm ermöglichte, so zu arbeiten, wie er es gewohnt war. Es folgten auch wieder Aufträge für Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien.

Übungsräume

Josef Hoffmann, sagt Rainald Franz, war ein Multitalent. Man könnte ihn auch ein Sonntagskind nennen. Seine Berufung an die Wiener Kunstgewerbeschule auf Vorsprache seines Lehrers Otto Wagner verschaffte ihm schon früh ein Grundeinkommen. Seine ersten privaten Aufträge verdankt er dem Fabrikanten Karl Wittgenstein, dem großen Mäzen der Secession. Hoffmann richtete zahlreiche Häuser für dessen Großfamilie ein. Wittgenstein führte ihn auch in ein Netzwerk von Handel, Industrie und Kultur ein, so dass weitere Aufträge von wohlhabenden Industriellen folgten.

Woka-Reproduktionen

Woka-Reproduktionen von Hoffmann-Lampen. Links: Hängeleuchte für die Häuser Staekelborg, Knips und Berta Zuckerkandl (1912). Rechts: Tischlampe für die Villa Spitzer (1902)

Neben seiner Arbeit für die Wiener Werkstätte betreibt Hoffmann ein sehr erfolgreiches Architekturbüro in Wien, ist er ein gefeierter Ausstellungsgestalter und ein Marketingprofi. Franz: „Er lässt alle seine neuen Gebäude und Projekte fotografieren und in führenden internationalen Architekturzeitschriften veröffentlichen – das bringt ihm ständige Aufmerksamkeit für seine Arbeit“.

Hoffmann war zweimal verheiratet, ab 1903 mit Anna Hladik (mit der er sein einziges Kind Wolfgang hatte) und ab 1922 (nach seiner Scheidung) mit Carla Schmatz, einem ehemaligen Modell der Wiener Werkstätte. Über sein Privatleben ist wenig bekannt. Er verbarg es sorgfältig, sogar vor seinen Studenten und Assistenten.

Hoffmanns Stuhlentwürfe

Hoffmanns Stuhlentwürfe Kubus (links) und Sitzmachine (rechts)

Erstaunlicherweise hat der Architekt nie ein Haus für sich und seine Familie gebaut oder entworfen. Dank der Veröffentlichungen in Architekturzeitschriften sind einige Informationen über die Innenausstattung einiger seiner Wohnungen erhalten, wie zum Beispiel seine Junggesellenwohnung in der Magdalenenstraße 12, seine Wohnung in der Margaretenstraße 5 und die in der Neulinggasse 24. Franz: „Wie in seinem Werk verbindet er auch in der Inneneinrichtung verschiedene Muster, Stile und Epochen zu einem neuen, homogenen Ganzen. Er nutzt seine Häuser als eine Art Experiment für seine Designideen. Viele der Möbel stammen auch aus Ausstellungen, die er entworfen hat.“

Ab Ende der 1930er Jahre lebte Hoffmann in einer Wohnung in der Salesianergasse 33, wo er am 7. Mai 1956 starb. Er ist in einem Ehrengrab der Gemeinde Wien auf dem Zentralfriedhof begraben (Gruppe 14 C, Nummer 20). Der Grabstein wurde von dem Künstler und Architekten Fritz Wotruba entworfen.

Der Friedhof ist täglich bis 18:00 Uhr geöffnet und kann mit der U3 (Haltestelle Simmering) und dann mit der Straßenbahn 71 (Haltestelle Zentralfriedhof, Tor 2) erreicht werden. friedhoefewien.at

Bis 19. Juni zeigt das MAK die Ausstellung Josef Hoffmann. Fortschritt durch Schönheit. Es ist die bisher umfangreichste Retrospektive von Hoffmanns Werk. Lesen Sie hier mehr darüber.

Mehr über Josef Hoffmann und eine Übersicht über alle von ihm entworfenen Gebäude: architektenlexikon.at

Noch mehr Hoffmann

Werkbundsiedlung Wien
Werkbundsiedlung

Werkbundsiedlung. Auf der linken Seite: Josef Hoffmann, rechts Adolf Loos © Frits Roest / FREN Media

Als Hoffmann bereits über sechzig Jahre alt war, baute er für die 1932 eröffnete Werkbundsiedlung am Rande der Stadt, in der Nähe des Lainzer Tiergartens, eine Reihe von Arbeiterwohnungen. Die sozialistische Stadtverwaltung wollte hier ein Modellprojekt mit Häusern verwirklichen, die anders und besser waren als die typischen Arbeiterwohnungen und Appartements der damaligen Zeit. Alle Gebäude wurden von berühmten nationalen und internationalen Architekten, darunter Adolf Loos und Gerrit Rietveld, entworfen. Hoffmann entwarf die Häuser in der Veitingergasse 79, 81, 83 en 85..

Sanatorium Westend, Purkersdorf
Fassade des Sanatoriums Westend in Purkersdorf

Fassade des Sanatoriums Westend in Purkersdorf © Wolfgang Woessner/MAK

Das Sanatorium Westend in Purkersdorf (1904) befindet sich am Stadtrand von Wien in einem öffentlich zugänglichen Park. Es war der erste moderne Stahlbetonbau in Österreich und das erste von Hoffmann in Zusammenarbeit mit der Wiener Werkstätte entworfene Gebäude. Alles im Gebäude – vom Türknopf bis zu den Möbeln und Lampen – wurde von ihm und von Handwerkern, die unter seiner Leitung arbeiteten, hergestellt. Bei Restaurierungen in den Jahren 1995 (außen) und 2003 (innen) wurde der ursprüngliche Zustand weitgehend wiederhergestellt. Das ehemalige Sanatorium für die Elite ist heute ein nach dem Architekten benanntes Altenpflegeheim: Das Seniorenheim Hoffmannpark.

Palais Stoclet, Brüssel
Palais Stoclet

Palais Stoclet © Alan John Ainsworth

Das Palais Stoclet in Brüssel (279-281 avenue Tervuren) war das erste Wohnbauprojekt der Wiener Werkstätte und brachte Hoffmann internationalen Ruhm ein. Das Gebäude für Adolphe Stoclet, Spross einer belgischen Bankiersfamilie, sollte eigentlich in Wien realisiert werden, wo Stoclet zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte. Er hatte Hoffmanns Villen auf der Hohen Warte gesehen und wollte etwas Ähnliches. Als Stoclets Vater 1904 starb, musste er nach Brüssel zurückkehren, um die Leitung des Familienimperiums zu übernehmen. Er nahm die Architekten und Handwerker der Wiener Werkstätte mit, um seine Stadtresidenz dort doch noch zu realisieren. Das Gesamtkunstwerk entstand unter Mitwirkung von Künstlern der Wiener Secession wie Gustav Klimt, Koloman Moser und Karl Otto Czeschka und mit einem unbegrenzten Budget. Das vollständig mit weißem Marmor verkleidete Äußere wirkt fast spartanisch. Das Innere ist mit Marmortäfelungen und Kunstwerken geschmückt. Klimts Entwürfe für das Esszimmer befinden sich in der ständigen Sammlung des MAK. Die 1911 fertiggestellte und 2009 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommene Villa befindet sich bis heute immer noch in Privatbesitz und kann daher nicht besichtigt werden.

Geburtshaus in Brtnice
Geburtshaus von Josef Hoffmann

Geburtshaus von Josef Hoffmann © Wikimedia Commons / Jiří Sedláček – Frettie

Das Geburtshaus Hoffmanns in Brtnice, heute ein Museum, das seinem Leben und Werk gewidmet ist, bietet einen Einblick in sein Privatleben. Nach dem Tod seiner Eltern im Jahr 1907 baute Hoffmann das barocke Herrenhaus am Stadtplatz zu einem Sommersitz für sich und seine Schwestern um. Hoffmanns Umgestaltung war eine Neuordnung der vorhandenen spätbiedermeierlichen Einrichtung seiner Eltern, kombiniert mit Wanddekorationen in Schablonentechnik und Holzdekor und Möbeln nach eigenen Entwürfen für die Wiener Werkstätte. Seit 2006 wird das Geburtshaus/Museum gemeinsam von der Mährischen Galerie in Brünn und dem MAK in Wien verwaltet.

Josef Hoffmann Museum, náměstí Svobody 263 in Brtnice, Tschechien, mak.at/josefhoffmannmuseum

Tipps & Adressen

Essen und Trinken

Café Schwarzenberg
Café Schwarzenberg

Café Schwarzenberg

Im Café Schwarzenberg – nur wenige Gehminuten von Hoffmanns Arbeitsplatz an der Wiener Kunstgewerbeschule entfernt – findet man noch immer das Ambiente, in dem er viele seiner Entwürfe anfertigte: dunkles Holz an den Wänden, Wandspiegel, die den ganzen Raum bedecken, eine mit Zeigeln bedeckte Gewölbedecke, Art-Déco-Lüster, halbrunde Holzledersessel und ein Steinboden. Kärntner Ring 17, cafe-schwarzenberg.at

Café Imperial

Hoffmann war auch Stammgast im Café des 1873 eröffneten Hotels Imperial. Die Inneneinrichtung, die er 1936/37 gemeinsam mit Oswald Haerdtl für dieses Café entwarf, ist leider nicht erhalten geblieben. Die Stühle im Hotelrestaurant Opus sind Hoffmann-Originale. Die Polsterung wurde bei einer Restaurierung im Jahr 2014 erneuert. Kärntner Ring 16, marriott.de 

Einkaufen

Hoffmann schuf für die Wiener Werkstätte Gläser, Bestecke, Stoffe und viele andere Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände. Einige von ihnen werden auch heute noch hergestellt. Wo kann man es sehen und kaufen?

Rundes Modell (1906)

Rundes Modell (1906)

MAK und Alessi

Hoffmanns silbernes Besteck Rundes Modell von 1906 wurde im Jahr 2000 von Alessi neu aufgelegt, jetzt aus Edelstahl 18/10. Im Jahr 2015 wurde eine reduzierte Version herausgegeben, die nun im Designshop des Museums für Angewandte Kunst zum Verkauf steht. Stubenring 5 in Wien, makdesignshop.at

Besteck Nr.135 (1902)

Besteck Nr.135 (1902)

Wiener Silbermanufaktur

Die Wiener Silber Manufaktur, im Jahr 1882 von Gold- und Silberschmied Alexander Sturm gegründet, arbeitete häufig mit Künstlern der Wiener Werkstätte zusammen. Seit 2009 ist das Unternehmen im Besitz des Unternehmers und Projektentwicklers Georg Stradiot. Er eröffnete ein Geschäft im Herzen Wiens und führte klassische Entwürfe wieder ein, wie zum Beispiel Hoffmanns Besteck Nr. 135 aus dem Jahr 1902. Silberboutique, Spiegelgasse 14 in Wien, wienersilbermanufactur.com


Kaffeeservice Melone (1929)

Mokkaservice Melone (1929), © MAK/Katrin Wißkirchen

Augarten

Für die Porzellanfabrik Augarten entwarf Hoffmann 1929 mehrere Tee- und Mokkaservice, von denen einige noch heute produziert werden. Das ikonischste Design ist das Mokkaservice Melone mit exotischen Fruchtformen, fröhlichen Streifen, einem flotten Griffknopf, stielförmigen Griffen und geschwungenen Untertassen. Es wird immer noch in allen möglichen Farbkombinationen angeboten, von rot-weiß gestreift bis schwarz-gold. Obere Augartenstraße 1 in Wien, augarten.com

Bronzit-Serie (1914)

Bronzit-Serie (1914)

Lobmeyr

Ludwig Lobmeyr vom Wiener Familienunternehmen Lobmeyr (Glaswaren und Lampen) war ein Freund von Josef Hoffmann. Hoffmann gab regelmäßig Beleuchtungsentwürfe bei ihm in Auftrag. Das Unternehmen stellt auch heute noch einige von Hoffmanns Entwürfen her, wie zum Beispiel das ikonische Bronzit-Glasservice aus dem Jahr 1914, das aus mattiertem Glas mit einem Dekor aus schwarzer, gebrannter Bronze besteht. Kärntner Straße 26 in Wien, lobmeyr.at


Stoclet (1907)

Stoclet (1907)

Woka-Lampen Wien

Nachdem Wolfgang Karolinsky die Urheberrechte an zahlreichen Originalentwürfen von Künstlern und Designern erworben hatte, die mit der Secession und der Wiener Werkstätte verbunden waren, begann er, in Zusammenarbeit mit Handwerkern, die noch traditionelle Techniken beherrschten, Reproduktionen von Designleuchten und -möbeln des frühen 20. Jahrhunderts anzufertigen, wie zum Beispiel die 1907 von Hoffmann entworfene Deckenleuchte für den großen Saal des Palais Stoclet in Brüssel. Palais Breuner, Singerstraße 16 in Wien,  woka.com

Haus Koller Sessel (1914)

Palais Stoclet Fauteuil/Sessel (1905)

Wittmann

Seit 1896 produziert das niederösterreichische Familienunternehmen Wittmann Möbelwerkstätten hochwertige Polstermöbel, die sich durch zeitloses Design und handwerkliches Können auszeichnen. Dazu gehören Reproduktionen von Hoffmanns Designklassikern, wie zum Beispiel sein Palais Stoclet Sessel von 1905, der für das Palais Stoclet in Brüssel entworfen wurde. Informationen und Händlerübersicht: wittmann.at


Stoffentwurf

Stoffentwurf © Backhausen GmbH

Backhausen

Die Stoffmanufaktur Backhausen aus dem Waldviertel (Niederösterreich) stellt seit 170 Jahren hochwertige Textilien her und arbeitet seither mit zeitgenössischen Künstlern zusammen. Das Archiv umfasst heute rund 3500 Original-Stoffentwürfe aus den Jahren 1880-1950 von berühmten Designern, Architekten und Künstlern – darunter Josef Hoffmann. In der Kollektion HOFFMANN II finden sich seine Stoffentwürfe unter anderem in Kissenbezügen, Möbel- und Vorhangstoffen wieder. Backhausen Design Shop, Kolonie Backhausen 136 in Hoheneich,  backhausen.com

Whiskyglas

Whiskyglas © 2018 Maximilian Lottmann

Österreichische Werkstätten

Die von Hoffmann gegründete Marke Österreichische Werkstätten stellt heute neben den von der Wiener Werkstätte inspirierten Produkten auch neues Design aus Österreich her. Die Kristallgläser der Linie „Josef“ mit ihrem eleganten quadratischen Design sind eine Hommage an Josef Hoffmann. Kärntner Straße 6 in Wien, oew.at


Palais Dorotheum

Palais Dorotheum

Dorotheum

Suchen Sie einen Original-Hoffmann? Am Sitz des größten Auktionshauses in Mitteleuropa kommen noch regelmäßig Werke des Architekten unter den Hammer. In jedem Fall sind die Ausstellungsräume ein Vergnügen zum Stöbern in Möbeln, Schmuck, Skulpturen, Gemälden, Teppichen, Silberwaren und vielem mehr. Dorotheergasse 17 in Wien,  dorotheum.com

Maria Theresia © BMobV, Tina Haller
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