Städtereise

Das salzburg von mozart

Text: Emely Nobis / Bild: Frits Roest

Wäre Mozart dort nicht geboren worden, wäre Salzburg heute wahrscheinlich eine unbedeutende Provinzstadt. Der berühmte Komponist gibt noch immer den Ton in der Stadt der Musik an. Treten Sie in seine Fußstapfen.
Mozart-Statue in Salzburg

Mozart-Statue in Salzburg

Wenn eines sicher ist, dann, dass der echte Mozart nicht so aussah wie die Mozart-Statue im barocken Stadtzentrum von Salzburg. Dieser bronzene Komponist ist hochgewachsen, mit stolz schwellender Brust, vollem Haar und einem souveränen Ausdruck auf dem schönen Gesicht. Der echte Komponist war klein (1,56 Meter), hatte einen Buckel, einen dicken Bauch, eine lange Nase, wulstigen Augen und ein narbiges Gesicht: weit weniger attraktiv.

Trotzdem beginnt Stadtführer Günther Hausknost seine musikalische Tour durch Salzburg gerne an dieser Statue. Sie markiert den Beginn des Mozart-Tourismus in der Stadt, in der das Wunderkind am 27. Januar 1756 geboren wurde und die ersten 25 Jahre seines kurzen Lebens (er wurde 36) verbrachte. Schon damals, so Hausknost, kamen die Touristen im Sommer wegen der barocken Architektur und der Natur in die Stadt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es damit jedoch vorbei. Die Fürstbischöfe, die lange Zeit in dem unabhängigen Fürstentum regierten, hatten die Stadt im Jahr 1800 verlassen. Bayern und Österreich wetteiferten um die Kontrolle über das Gebiet, und 1816 wurde Salzburg endgültig von Österreich eingegliedert. Die verarmte Provinzstadt fühlte sich ausgegrenzt. Und so kam das „große Genie“ Mozart ins Spiel. Als ein Künstlerkonsortium 1830 eine Statue des Komponisten aufstellen wollte, sah die Stadtverwaltung darin sofort die Chance, wieder eine bedeutende Rolle zu spielen – nur fehlte es an Geld. „Deshalb haben sie in ganz Europa nach Sponsoren gesucht und welche gefunden“, sagt Hausknost. Bayerns König Ludwig I. bezahlte den Marmorsockel der Statue, und auch der Bildhauer Ludwig Schwanthaler stammte aus Bayern.

Bierkrug mit Porträt

Mozart-Statue © Salzburg Tourismus

Mozart-Statue © Salzburg Tourismus

Da es kaum realistische Porträts des 1791 verstorbenen Komponisten gab, entschied sich Schwanthaler für die Darstellung des „Helden der Musik“. Die geplante Enthüllung im Jahr 1841 – genau fünfzig Jahre nach Mozarts Tod – sollte in Anwesenheit seiner hochbetagten Witwe Constanze (die um die Ecke wohnte) und ihrer Söhne Franz Xaver und Karl Thomas erfolgen. Leider wurden bei den Ausgrabungen der Fundamente römische Mosaike entdeckt, was schon derzeit ein Grund für einen Baustopp war.

Als die Statue schließlich am 4. September 1842 enthüllt wurde (mit einer Kopie des Mosaiks zu ihren Füßen), war Constanze bereits gestorben. Doch die Söhne sind gekommen, und es wurde eine festliche Kantate aufgeführt, die Franz Xaver, wie sein Vater ein Komponist, für diesen Anlass geschrieben hatte. In der Hoffnung, Geld einzunehmen, machten die Initiatoren und die Stadtverwaltung ein großes Event daraus, mit einem zweiwöchigen Musikfestival, touristischen Ausflügen und Souvenirs wie Bierkrügen mit Mozarts Konterfei oder Pfeifen mit einem Stiel in Form eines Bogens“.

Es war ein großer Erfolg und der Beginn eines Mozart-Hypes, der bis heute anhält. Die idealisierte Mozart-Figur ging in die ganze Welt, und nach den ersten „Mozartspielen“ folgten weitere, zunächst sehr unregelmäßig. Hausknost: „Durch Mozart und die Festspiele kamen immer mehr Touristen und Musiker nach Salzburg, weshalb hier 1920 die Salzburger Festspiele entstanden sind.“

Heute zählt Salzburg rund 150.000 Einwohner, aber im Jahr 1930 waren es nur 25.000. „Es war eine kleine Stadt“, sagt Hausknost, „aber die Menschen fühlten sich groß und sahen sich schnell als Kulturhauptstadt.“

Bruch mit den Bischöfen

Blick auf das DomQuartier

Blick auf das DomQuartier

Im historischen Stadtzentrum von Salzburg wandeln Sie buchstäblich auf den Spuren Mozarts. Das DomQuartier, in dem die Fürstbischöfe residierten, spielte im Leben der gesamten Familie Mozart eine große Rolle. Im Dom kann man noch das Taufbecken sehen, in dem Mozart am Tag seiner Geburt auf den Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus getauft wurde. Später änderte er Theophilius (wörtlich: Freund Gottes) zu Amadeo/Amadé (Gottes Liebe) und damit nicht zu Amadeus, ein hartnäckiges Missverständnis.

Salzburg-Dom

Salzburg-Dom

Mozarts Vater Leopold, damals selbst ein bekannter Komponist, Geiger und Geigenlehrer, spielte in der Domkapelle Geige und wurde später deren Vizekapellmeister. Sowohl Leopold als auch Wolfgang spielten während der Gottesdienste regelmäßig auf die verschiedene Domorgel. Wie sein Vater trat auch Mozart zunächst in den Dienst der Fürstbischöfe. Als Arbeitgeber boten sie Sicherheit, konnten aber im Gegenzug auch Forderungen stellen, z.B. was die Mozarts komponierten und wo sie konzertierten. „Besonders während der Regierungszeit des letzten Fürstbischofs Hieronymus von Colloredo habe dies zu Spannungen mit dem jungen Wolfgang geführt“, erzählt Hausknost. Colloredo stellte viel weniger Geld (sprich: Gehalt) für die Kunst zur Verfügung als seine Vorgänger, und er zog die Zügel zu straff an. Er gab Aufträge, mit denen Mozart nicht zurechtkam, und sie stritten sich regelmäßig darüber. Mozart wollte mehr Freiheit, um sein eigenes Leben zu leben. Bei einem gemeinsamen Besuch am Hof von Kaiser Joseph II. in Wien bat er Colleredo daher um die Erlaubnis, länger in der Hauptstadt bleiben zu dürfen. Als der Bischof sich weigerte und, wie der Briefwechsel zeigt, Mozart sogar beleidigte, war der Bruch unvermeidlich.

„Dennoch war die Bischofsresidenz für Mozarts Karriere sehr wichtig“, sagt Hausknost. Dort veröffentlichte er seine ersten Kompositionen. Seine ersten Opern wurden im Rittersaal im weltlichen Teil der Residenz aufgeführt, wo die Bischöfe einen ständigen Strom von Staatsgästen empfingen. Sie mussten unterhalten werden, und die Familie Mozart, die als modern und zeitgemäß galt, war dafür bestens geeignet.

Constanze Weber

Constanze Weber © ISM, Mozart-Museen & Archiv

Nach seiner Entlassung im Jahr 1781 verließ Mozart Salzburg endgültig und ging nach Wien. Ein Jahr später heiratete er Constanze Weber, eine Nichte des Komponisten Carl Maria von Weber. Er hatte sie und ihre Schwester Aloysia, beide professionelle Sängerinnen, bereits 1777 in Mannheim kennengelernt. Damals war er in Aloysia verliebt, aber sein Vater gab ihm nicht die Erlaubnis, sie zu heiraten, weil ihre Familie unter ihrem Niveau wäre. Als sich bei einer erneuten Begegenung herausstellte, dass Aloysia bereits verheiratet war, hat Mozart ein Auge auf Constanze geworfen. Stadsgidt Hausknost: „Da er wusste, dass sein Vater von dieser Heirat nicht begeistert war, begann er in Briefen für sie zu werben. Er schreibt, sie sei schöner und klüger als ihre Schwester und könne auch besser singen. Schließlich akzeptierte Leopold die Heirat, doch das Verhältnis zwischen Schwiegertochter und Schwiegervater blieb stets kühl.

Schwierige Reisen

Mozarts Geburtshaus und Türklingel

Mozarts Geburtshaus und Türklingel

Zurück nach Salzburg und an den Ort, der die meisten Mozart-Touristen anzieht: sein Geburtshaus in der Getreidegasse. Nach ihrer Heirat im Jahr 1747 mieteten Mozarts Eltern, Leopold und Anna Maria Mozart, den dritten Stock des fünfstöckigen Hauses Nr. 9, bestehend aus Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Arbeitszimmer. „Es ist der Ort, der am engsten mit Mozart verbunden ist, denn hier hat er den größten Teil seines Lebens verbracht und seine ersten Kompositionen geschrieben“, sagt Museumsdirektor Linus Klumper.

Das Haus gehörte Johann Lorenz Hagenauer, ein Gewürzhändler, der mit der Familie Mozart befreundet war und mit seiner Familie in der Beletage wohnte. Wenn Sie an der Fassade entlang nach oben blicken, können Sie sehen, dass die Fenster (und damit die Decken) in jedem höheren Stockwerk kleiner werden. Klumper: „Die Mozarts hatten das Glück, dass ihre Fenster auf einen Platz hinausgingen und sie daher keine direkten Nachbarn gegenüber hatten. Daher kam eine relativ viel Licht herein. Dennoch war das Leben dort schwierig. Das Wasser musste aus dem Fluss geholt und dann drei Stockwerke hochgeschleppt werden.

Nannerl, Wolfgang Amadé und Leopold Mozart. An der Wand hängt ein Porträt von Mutter Anna Maria.

Nannerl, Wolfgang Amadé und Leopold Mozart. An der Wand hängt ein Porträt von Mutter Anna Maria © ISM, Mozart-Museen & Archiv

Wolfgang Amadé war das jüngste von sieben im Haus geborenen Kindern, von denen nur zwei überlebten. Maria Anna Walburga Ignatia (1751-1829) – auch Nannerl genannt – war wie ihr Bruder eine äußerst begabte Pianistin und Geigerin. Von ihrem Geburtsort aus reiste die Familie (später nur noch Vater und Sohn) zu Auftritten in ganz Europa, bei denen Nannerl auch  sang. Dreieinhalb Jahre lang reisten sie durch Westeuropa (Deutschland, Belgien, Frankreich, die Niederlande, England und die Schweiz) und dreimal nach Italien. Ihre Briefe und Reisetagebücher (die weitgehend erhalten geblieben sind) geben ein detailliertes Bild davon, was sie aßen, wen sie trafen, welche Opern und Konzerte sie besuchten und welche Entbehrungen sie ertragen mussten. „Alles in allem war Mozart über dreitausend Tage unterwegs“, sagt Klumper. „Das ist fast ein Drittel seines Lebens, und das Reisen war damals ziemlich schwierig.“

Aus München zum Beispiel – damals eine dreitägige Reise mit der Pferdekutsche von Salzburg aus – schrieb Mozart an seine Mutter, dass die Straßen so schlecht waren, dass er die meiste Zeit der Reise mit dem Kopf auf dem Kissen und dem Hintern in der Luft verbrachte, weil sein Hintern so sehr schmerzte. In einem anderen Brief beschwerte er sich über die holländische Taverne, in der sie übernachten mussten, nachdem ein Rad von ihrer Pferdekutsche abgebrochen war. Die Strohsäcke zum Schlafen waren nass, es gab nur eine Suppe auf der Speisekarte und die Schweine liefen im Zimmer herum.

Intimes Porträt

Mozart-Porträt von Joseph Lange

Mozart-Porträt von Joseph Lange © ISM, Mozart-Museen & Archiv

Das Geburtshaus Mozarts ist seit 1880 ein Museum, eines der ältesten in Europa. Das Haus, später das gesamte Gebäude mit Vorder- und Hinterhaus, wurde von der Internationalen Stiftung Mozarteum erworben. Diese wiederum ging aus den 1841 gegründeten Vereinen Dom-Musik-Verein und Mozarteum hervor, die beide das Erbe des Komponisten bewahren wollten. Mozarts Witwe Constanze, die seit 1820 in Salzburg lebte, und ihre kinderlosen Söhne schenkten der Gesellschaft einen Großteil seiner persönlichen Erinnerungsstücke. Einiges davon ist im Museum zu sehen, wie z. B. ein Visitenkartenetui, eine Aktentasche, die Knöpfe seines berühmten roten Mantels und die Instrumente, die er spielte: Vier Geigen (darunter seine Kindergeige), sein Clavichord und sein Hammerklavier.

Porträts und Erinnerungsstücke im Geburtshaus, heute ein Museum

Porträts und Erinnerungsstücke im Geburtshaus, heute ein Museum

Das Museum besitzt auch die größte Sammlung von Mozart-Porträts, von denen man sicher sein kann, dass sie dem Komponisten ähnlich sehen, denn es sind viele Fälschungen und falsche Zuschreibungen im Umlauf. Außerdem stammen die meisten Bilder aus der Zeit nach Mozarts Tod. Eine Ausnahme ist ein intimes Porträt, das sein Schwager und Maler Joseph Lange (der Ehemann von Constanzes Schwester Aloysia) um 1783 malte. Mozart trägt keine Perücke; die Narben in seinem Gesicht sind deutlich sichtbar. Er schaut den Zuschauer nicht an, sondern scheint sich auf eine Partitur oder auf sein Klavier zu konzentrieren. Laut Constanze war dies das „beste Bildnis“ ihres Mannes.

Esprit und Charme

Mozart-Porträt, Bleistiftzeichnung von Doris Stock.

Mozart-Porträt, Bleistiftzeichnung von Doris Stock © ISM, Mozart-Museen & Archiv

Ein zweites Porträt, das den echten Mozart zeigt, ist eine Silberstiftzeichnung der deutschen Malerin und Komponistin Doris Stock. Klumper: „Sie hat es während einer Aufführung von Mozart in Dresden 1789 gemacht. Man sieht, dass Mozart kein schöner Mann war, aber gleichzeitig hat Stock das Funkeln in seinen Augen, wenn er Klavier spielte, sehr gut eingefangen. Aus Beschreibungen wissen wir, dass er sehr umgänglich und gesellig war, mit viel Esprit, Charme und Humor.

Das Stock-Porträt hängt nicht in seinem Geburtshaus, sondern wird in einem Tresor unter dem zweiten Mozart-Museum aufbewahrt, das die Stiftung Mozarteum verwaltet: Das ehemalige Haus der Familie am Makartplatz 8. In diese Acht-Zimmer-Wohnung am anderen Salzachufer zogen die Mozarts 1773, als Mozart 17 Jahre alt war. Das Haus in der Getreidegasse war zu klein geworden für die vielen musikalischen Aktivitäten der Familie. So hatten Leopold, Wolfgang Amadé und Nannerl jeweils ihre eigenen Schüler. Aufgrund des Mangels an Konzertsälen gaben sie auch regelmäßig Hauskonzerte. Außerdem waren Mozarts Eltern gesellige Menschen, die gerne Gäste empfingen.

Mozart-Haus

Mozart-Haus

Auch von ihrem neuen Zuhause aus gingen die Mozarts häufig auf Reisen. Dank Mutter Anna Maria, die die Finanzen der Familie verwaltete, lagen überall auf dem Weg Kreditbriefe bereit, die gegen Bargeld eingetauscht werden konnten. Wolfgang reiste oft allein mit seiner Mutter, zum Beispiel wenn Leopold von seinen bischöflichen Dienstherren keinen Urlaub bekam. Sie begleitete Wolfgang auf mehreren Städtereisen mit dem Ziel, ihm einen guten Job zu verschaffen. Eine dieser Reisen führte sie im Jahr 1778 nach Paris. Dort erkrankte Anna Maria schwer und starb am 3. Juli in einem Hotel in der französischen Hauptstadt. „Das war ein großer Schock“, sagt Klumper. Da Wolfgang sich nicht traute, es seinem Vater unverholen zu sagen, schrieb er ihm zunächst, dass Anna Maria erkrankt war. Erst in einem späteren Brief teilte er mit, dass sie bereits gestorben und auf dem Pariser Friedhof Saint-Eustache beigesetzt wurde.

Die Lage des Grabes, das später geräumt wurde, kann nicht mehr festgestellt werden. In der Kirche Saint-Eustache erinnert jedoch eine Gedenktafel an Mozarts Mutter, ebenso wie an der Fassade des Gebäudes, in dem sie starb (heute Rue du Sentier 8).

Roter Mantel um 4000 Euro

Porträt von Wolfgang Amadé Mozart mit seinem berühmten roten Mantel

Porträt von Wolfgang Amadé Mozart mit seinem berühmten roten Mantel © Wikimedia Commons

Als Mozart einige Jahre nach dem Tod seiner Mutter nach Wien zog, gehörte er zu den ersten freischaffenden Künstlern, denen es gelang, genügend Gönner zu finden, um ein unabhängiges Leben zu führen. Er und Constanze hatten sechs Kinder, von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten. In vielerlei Hinsicht erwies sich Constanze als die perfekte Partnerin für Mozart. Sie war musikalisch und praktisch veranlagt und unterstützte ihren Mann, wo immer sie konnte. Trotz Mozarts kapriziösem Charakter, der auch zu Wutausbrüchen und Beschimpfungen neigte, führten sie eine glückliche Ehe.

Dass sie in Wien immer wieder die Wohnung wechselten, hatte mit ihrer wechselnden finanziellen Situation zu tun. Mozart verdiente gut, aber er konnte nicht gut mit Geld umgehen und war oft pleite. So gab er beispielsweise 4.000 Euro aus, um seinen berühmten roten Mantel anfertigen zu lassen. Er spendierte überhaupt ein Vermögen für seine Garderobe, Essen und Trinken. Auch spielte er regelmäßig. „Doch das Bild eines Lebemanns, der sein Geld zum Fenster hinauswirft, sollte nuanciert werden“, unterstreicht Klumper. „Er war sicherlich dem guten Leben zugeneigt, aber er hat auch sehr hart gearbeitet. Ein großer Teil seiner Schulden wurde dadurch verursacht, dass Constanze eine Lungenkrankheit hatte und regelmäßig zur Behandlung nach Baden fuhr. Diese Behandlungen waren sehr teuer.“

Die hartnäckige Geschichte, dass er nach seinem Tod am 5. Dezember 1791 als „armer Hund“ begraben wurde, beruht ebenfalls auf einem Mythos. Zum Zeitpunkt seines Todes war er zwar pleite, aber seine Freunde und Bekannten sammelten Geld für eine Totenmesse im Stephansdom. Dass er dann ohne Leichenzug zum Friedhof gebracht wurde und in einem anonymen Grab endete, hat mit der Reform des Bestattungswesens zur Zeit Kaiser Josephs II. zu tun, der eine Abneigung gegen pompöse Beerdigungen hatte. Er hatte verfügt, dass die Verstorbenen nur bis zur Stadtgrenze begleitet werden durften und in einem Gruppengrab beigesetzt werden mussten. Mozart hatte das Pech, genau in dieser Zeit zu sterben. Die genaue Ruhestätte Mozarts auf dem  Friedhof St. Marx ist daher unbekannt, aber an der Stelle des ehemaligen Gruppengrabes steht heute ein vielbesuchtes Denkmal für den Komponisten.

Zauberflötenhäuschen

Viele Musiker geraten nach ihrem Tod in Vergessenheit. Das war bei Mozart kaum der Fall. Seiner Witwe wird oft vorgeworfen, sie habe seine Partituren fast unmittelbar nach seinem Tod an einen deutschen Verlag verkauft. Doch mit einem Berg von Schulden und zwei Kindern, für die sie sorgen musste, hatte sie keine andere Wahl. Ihr Verdienst besteht gerade darin, dass sie sich sofort um die Erhaltung und Verbreitung des musikalischen Erbes Mozarts gekümmert hat. Dank dieses Verkaufs an den Verleger wurden viele Werke Mozarts zum ersten Mal veröffentlicht und verbreitet. Zusammen mit ihrem zweiten Ehemann Georg von Nissen, den sie 1809 heiratete, schrieb sie auch die erste Biographie über Wolfgang Amadé. Klumper: „Diese Arbeit ist sehr wichtig, weil sie uns viele Details aus seinem Leben von Menschen liefert, die ihn noch kannten, Constanze selbst natürlich, aber auch ihre Kinder und Mozarts Schwester Nannerl.“

Lesesaal in der Bibliothek des Mozarteums

Lesesaal in der Bibliothek des Mozarteums

Constanze war auch an der Gründung des Dom-Musik-Vereins und des Mozarteums beteiligt, den Vorläufern der heutigen Universität Salzburg (mit Konservatorium) und der Stiftung Mozarteum Salzburg, der heute weltweit bedeutendsten Institution zur Erhaltung und Vermittlung des kulturellen Erbes Mozarts. Neben allen Objekten in den ehemaligen Mozart-Wohnungen besitzt der gemeinnützige Verein die Bibliotheca Mozartiana mit der größte Briefsammlung der Familie Mozart, Mozart-Literatur in allen Sprachen der Welt (ca. 35.000 Titel) und originalen Handschriften, alten Drucken und modernen Musikausgaben. Sie organisiert auch die jährliche Mozartwoche, eine Konzertreihe, die seit 1956 jedes Jahr rund um den Geburtstag des Komponisten am 27. Januar stattfindet. Einige der Aufführungen finden in den beiden prächtigen Konzertsälen des Hauptgebäudes des Mozarteums (Schwarzstraße 26) statt. Nach einer umfassenden Renovierung des historischen Gebäudes aus dem Jahr 1914 blickt ein neuer Glasfoyer auf den Basteigarten mit dem hölzernen Zauberflötenhäuschen, in dem Mozart Teile seiner berühmten Oper komponiert haben soll. Es wurde 1873 vom Mozarteum erworben und von Wien nach Salzburg gebracht. Klumper: „Jetzt kann es nur noch im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Damals war es eigentlich als Touristenattraktion gedacht. Es stand auf dem Kapuzinerberg neben einer Büste des Komponisten und zog Menschen aus der ganzen Welt an, darunter viele berühmte Komponisten und Adelige. Im Häuschen befand sich ein so genanntes Mozart-Album, in das die Besucher eine Widmung schreiben konnten.“

Manuskripte an einem sicheren Ort

Brief von Wolfgang an Leopold Mozart

Brief von Wolfgang an Leopold Mozart © ISM, Mozart-Museen & Archiv

Vielleicht kommt man Mozart am nächsten, wenn man den Autographentresor im Keller des Mozarthauses am Makartplatz besucht. Hier werden die größten Schätze des Mozarteums aufbewahrt. Das bereits erwähnte Porträt des Komponisten von Doris Stock. Eine Haarlocke, die eindeutig von Mozart stammt. Das Nannerl-Notenbuch, in das Leopold Mozart von 1759 bis etwa 1764 Stücke eintrug, mit denen seine Tochter das Klavierspielen lernte und das später auch von Wolfgang verwendet wurde. „Es ist wichtig, weil es den Beginn von Mozarts musikalischer Karriere markiert“, sagt Armin Brinzing, Direktor der Bibliotheca Mozartiana. Leopold Mozart dokumentierte die Fortschritte seines Sohnes akribisch und schrieb zu einem Stück, dass „Wolferl“ es am Abend vor seinem fünften Geburtstag in einer halben Stunde einstudiert hatte. Und es ist keineswegs ein einfaches Stück. In diesem Buch hat er auch die ersten Kompositionen Mozarts als Siebenjähriger niedergeschrieben.“

Die handschriftlichen Manuskripte geben ein gutes Bild von Mozarts einzigartiger Kompositionsweise. Erst wenn eine Komposition in seinem Kopf vollständig fertig war, brachte er die Noten auf Papier. In einem Rutsch, fehlerfrei und ohne Durchgestrichenes. „Zugleich scheint er manchmal nicht mit voller Konzentration zu arbeiten. Dann gibt es Zahlen oder mathematische Probleme am Rand. Er interessierte sich sehr für Mathematik und bat regelmäßig in Briefen um die Zusendung von Mathematikbüchern.

Das Mozarteum besitzt auch Skizzen von unvollendeten Mozart-Kompositionen. Brinzing: „Wir kennen insgesamt 150 dieser Werke. Es gibt verschiedene Gründe, warum Mozart sie nicht vollendet hat. Manchmal traf er berühmte Musiker, für die er etwas komponieren wollte, aber es gelang ihm letztlich nicht, ein Konzert zu organisieren. Dann hörte er einfach auf zu schreiben. Es kommt auch vor, dass er zu schreiben beginnt und irgendwann zu dem Schluss kommt, dass es anders gemacht werden sollte. Dann legt er es weg und beendet es später oder gar nicht. Er bewahrt diese Skizzen auf, was der Vorstellung widerspricht, dass er so chaotisch war.

Eines dieser unvollendeten Werke, eine Messe, schenkte die damals 80-jährige Constanze 1841, kurz vor ihrem Tod, dem Dommusik Verein. Den Begleitbrief unterzeichnete sie mit „Gewesene Witwe Mozarts“.

Das Mozart-Wohnhaus, in dem der Komponist acht Jahre lang lebte, bis er 1781 endgültig nach Wien übersiedelte, wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, aber in den 1990er Jahren im ursprünglichen Stil wieder aufgebaut, wobei das Untergeschoss mit dem Autographentresor neu hinzugefügt wurde. Es ist nur zu Forschungszwecken oder im Rahmen von Sonderführungen, zum Beispiel während der Mozartwoche, zugänglich. Der historische Bestand der Bibliotheca Mozartiana wird nach und nach online zugänglich gemacht: digibib.mozarteum.at

Salzburg mit Stadtführer Günther Hausknost oder einem anderen zertifizierten Autriaguide erkunden? Weitere Informationen und einen Überblick finden Sie unter: salzburgguides.at oder findaguide.at

Möchten Sie sich auf Mozarts Spuren durch Salzburg begeben, ohne einen Führer? Laden Sie sich den ThemenwegStadtwandern: Mozartherunter, der an den wichtigsten Orten seines Lebens und Vermächtnisses vorbeiführt. Es wird auch eine Bustour zu den wichtigsten Mozart-Sehenswürdigkeiten in Salzburg angeboten: Mozart City Tour.

Tipps & Adressen

Allgemein

Auf unserer Seite Salzburg Tipps & Adressen finden Sie allgemeine Informationen und Tipps zur Anreise nach Salzburg. Hier geben wir weitere Tipps, um Salzburg auf den Spuren Mozarts zu erkunden.

Nächtigen

Jufa-Hotel
Rezeption des JUFA Hotels

Rezeption des JUFA Hotels

Die Jufa-hotels  in Österreich haben keine Ähnlichkeit mehr mit den Jugendherbergen, aus denen sie hervorgegangen sind. Sie richten sich inzwischen nicht nur an junge Leute, sondern auch an Familien und Einzelpersonen, sind komfortabel eingerichtet, oft in schöner Lage und bieten ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis – solange es Sie nicht stört, dass Ihr Zimmer nicht jeden Tag gereinigt wird. Das Jufa Hotel Salzburg befindet sich im schönen Stadtteil Nonntal, zentral und doch ruhig in der Stadt. Alle Zimmer sind im Mozart-Stil eingerichtet (viel Rot und mit seiner Silhouette an den Wänden), das Restaurant und die Lounge sind nach ihm benannt (Wolferl & Wolferl’s Lounge) und mit Lampen in Form der blau-silbernen Mozartkugeln der Konditorei Fürst geschmückt. Die Lobby ist hell, groß und modern, und das Personal ist freundlich und hilfsbereit. Josef Preis Allee 18, jufahotels.com

Essen und Trinken

Zum Eulenspiegel
Zum Eulenspiegel

Zum Eulenspiegel

In diesem originellen Lokal gegenüber von Mozarts Geburtshaus, an der Stelle des ehemaligen „Löchlwirts“, wohnte Leopold Mozart vor seiner Hochzeit und kam auch danach regelmäßig hierher, um dem Trubel zu Hause zu entfliehen. Das heutige Restaurant erstreckt sich über mehrere Etagen und stimmungsvolle Räume mit Blick auf die Salzach und Namen wie „Der Student“, „Weinzimmer“, „Frauenzimmer“ und eine kleine Bar, die mit originalen Holzmöbeln, Holzschnitzereien, Waffen, Kaminen und einer bunten Sammlung von Gemälden und Gegenständen ausgestattet sind. Die Küche ist ausgezeichnet, unter anderem mit Produkten (Fisch, Huhn, Kräuter, Gemüse und Obst) vom Biobauernhof der Eigentümerfamilie Wimmer in Pucking. Hagenauerplatz 2, zum-eulenspiegel.at

Cafe Mozart
Café Mozart

Café Mozart

Wer die Treppen zum Café Mozart im ersten Stock eines Gebäudes in der Nähe von Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse hinaufsteigt, wird von Mozart-Melodien musikalisch begleitet. Oben angekommen, entpuppt sich eines der ältesten Kaffeehäuser der Stadt (aus dem Jahr 1824, obwohl es erst seit 1922 Café Mozart heißt) als größer und weniger touristisch, als man denken würde. Bis in die 1930er Jahre war das Café ein beliebter Treffpunkt für Schriftsteller und Musiker, später beherbergte es den Mozart-Schachclub. Auch heute noch finden hier regelmäßig literarische Veranstaltungen statt. Kenner sagen, dass es dort die besten Salzburger Nockerl der Stadt gibt. Das gesamte Gebäck wird ohnehin im Haus hergestellt. Getreidegasse 22, cafemozartsalzburg.at

Tomasselli
Tomaselli

Tomaselli

Mit seiner traditionellen Einrichtung (Holzvertäfelung, Kronleuchter, Zeitungsständer) ist dieses Kaffeehaus aus dem Jahr 1705 ein Muss. Bei schönem Wetter bietet der Balkon im ersten Stock einen Blick auf den Trubel am alten Marktplatz, die Festung Hohensalzburg und den imposanten Brunnen am Rezidenzplatz. In dem Café, das seinen heutigen Namen 1852 erhielt, aber viel älter ist, soll Mozart regelmäßig seine geliebte Mandelmilch getrunken haben. Es befindet sich in dem Gebäude, in dem Constanze Mozart zwischen 1820 und 1826 mit ihrem zweiten Ehemann – dem ersten Mozart-Biographen – Georg von Nissen lebte. Daran erinnert eine Gedenktafel an der Seitenwand in der Churfürstgasse. Alter Markt 9, tomaselli.at

Konditorei Fürst
Konditorei Fürst

Konditorei Fürst

Im Jahr 1890 kreierte der Salzburger Konditor Paul Fürst ein Bonbon mit einem Kern aus Marzipan, umhüllt von Pistazien und Nougat und getaucht in dunkle Schokoladenkuvertüre. Zu Ehren des berühmtesten „Sohnes“ der Stadt (und aus Marketinggründen) nannte er sie Mozartkugel. Seitdem wird seine Erfindung immer wieder kopiert, aber nur Fürsts Mozartkugel darf sich als „Original“ bezeichnen. Sie können sie bei einem Salzburg-Besuch in einer der Konditoreien (Bradgasse 13 und Mirabellplatz 5a) verkosten oder kaufen in ihrem Geschäft im Ritzerbogen (Sigmund Hafner Gasse) kaufen. original-mozartkugel.com

Einkaufen

Mozart-playmobil
Playmobil-Mozart © Salzburg Tourismus

Playmobil-Mozart © Salzburg Tourismus

Die PLAYMOBIL-Figur von Wolfgang Amadé Mozart wurde von der wissenschaftlichen Abteilung der Stiftung Mozarteum in Salzburg entwickelt, die Kindern einen spielerischen Zugang zu Leben und Werk des Komponisten ermöglichen will. Es wurde ein möglichst authentisches Design seiner Perücke, seines roten Gewandes und seiner Schuhe gesucht. Der Mini-Mozart hält eine Geige und einen Bogen in der Hand, um sein Talent als Geiger zu unterstreichen. Er wird unter anderem in den Mozart-Museen in Salzburg zum Verkauf angeboten.

Mozart-Badeente

Mozart-Badeente

Mozart-Badeente

Mozart war die erste Badeente in Rudolf Doppelbauers Austroducks-Serie, die inzwischen um Berühmtheiten wie Johann Strauß, Gustav Klimt, Ludwig van Beethoven, Sigmund Freud und einen Wiener Sängerknaben erweitert wurde. Alle Austroducks sind aus Naturkautschuk gefertigt und mit lösungsmittelfreier Latexfarbe handbemalt. Austroducks sind in vielen österreichischen Souvenirshops und Museen sowie über den Webshop austroducks.com erhältlich

Sehen & Tun

Verschiedene Konzertreihen und Festivals, wie die Mozartwoche oder die Salzburger Festspiele, halten das musikalische Erbe Mozarts in seiner Heimatstadt lebendig. Eine vollständige Übersicht finden Sie unter:  salzburg.info/de/veranstaltungen/musik oder  salzburghighlights.at. Hier eine Auswahl:

Mozartwoche

Die Mozartwoche ist eine Konzertreihe, die von der Internationalen Stiftung Mozarteum seit 1956 jedes Jahr rund um Mozarts Geburtstag am 27. Januar veranstaltet wird. Das Programm umfasst Orchester-, Kammer- und Solokonzerte und manchmal auch Opernaufführungen. Das künstlerische Renommee des Festivals beruht auf den teilnehmenden Musikern wie den Wiener Philharmonikern, dem Mozarteum Orchester Salzburg oder den Musiciens du Louvre, renommierten Dirigenten und hervorragenden Solisten und Kammermusikensembles. Termine und Programm: mozarteum.at

Mozart Dinner Konzert

Dinnerkonzerte im Barocksaal des Stiftskulinariums St. Peter (neben der Peterskirche, in der die Uraufführung der C-Moll-Messe von Mozart stattfand). Kerzenlicht, ein Menü nach historischen Rezepten, Künstler in der Kleidung von Mozarts Zeit und natürlich Mozarts Kompositionen schaffen ein ganz besonderes Ambiente. mozart-dinner-konzert-salzburg.at

Schlosskonzerte Mirabell

Bei Konzerten im Marmorsaal von Schloss Mirabell steht immer mindestens ein Stück von Mozart auf dem Programm. Außerdem finden hier das ganze Jahr über Konzerte des Mozarteumorchesters statt. schlosskonzerte-salzburg.at

Glocken

Das Glockenspiel im Glockenturm des Salzburg Museums ertönte erstmals 1703 und ist auch heute noch dreimal täglich im gesamten Stadtzentrum zu hören. Das Repertoire umfasst Stücke von Mozart, wie Melodien aus seinen Opern Die Zauberflöte und Don Giovanni. Mozartplatz 1, salzburgmuseum.at

Salzburger Marionettentheater

Die erste Aufführung des 1913 gegründeten Salzburger Marionettentheaters, das heute zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört, war Mozarts Jugendoper Bastien und Bastienne. Auch heute noch sind Opern, vor allem die von Mozart, ein Schwerpunkt im Repertoire und damit eine einmalige Gelegenheit, Mozart auf eine ganz andere Art zu erleben. Schwarzstraße 24 in Salzburg, marionetten.at

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