Trendy Graz
Alte Stadt mit jungem Herzen
Text: Emely Nobis / Bild: Frits Roest
Graz hat eine lange Geschichte. Wie das größte und am besten erhaltene mittelalterliche Stadtzentrum Mitteleuropas, das als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt ist. Oder das Landeszeughaus aus dem 17. Jahrhundert mit dem größten historischen Waffenkammer der Welt. Auch nicht zu vergessen: der Glockenturm aus dem 13. Jahrhundert auf dem Schlossberg, das Wahrzeichen der Stadt.
Aber Graz wird von so viel Geschichte nicht erstickt. Die zweitgrößte Stadt Österreichs hat angenehm trendige Züge. Dies beginnt in der Bahnhofshalle, wo ein Teil der Wände und der Decke mit einer Kunstfaser bedeckt ist, die mit geometrischen Figuren in rot-weiß-grau bedruckt ist. Peter Kogler schuf es im Jahr 2003, als Graz die Kulturhauptstadt Europas war. Es war für ein Jahr vorgesehen, aber die Resonanz aus der Bevölkerung war so positiv, dass die Arbeit danach bleiben durfte.
Ein ähnliches ‚Schicksal‘ ereilte die Murinsel, eine schwimmende Plattform im Fluss, in Form einer offenen Muschelschale aus Glas und Stahl. Auch diese fünfzig Meter lange und zwanzig Meter breite Insel sollte nach 2003 abgerissen werden, aber der Bevölkerung gefiel der Entwurf des Amerikaners Vito Acconci. Darüber hinaus – ein weiteres großes Plus – verbindet die Insel das Süd- und Nordufer der Mur durch Fußgängerbrücken. Nach jahrelangen Diskussionen hat die Gemeinde beschlossen, dass die Murinsel mit ihrem Café, Theater und Kinderspielplatz für immer erhalten bleiben darf.
Steirischer Herbst
Die Wahl von Graz als Kulturhauptstadt 2003 trug sicherlich zur Verjüngung der Altstadt bei. Neben den oben genannten Gebäuden entstanden in diesem Zusammenhang auch architektonische Kleinodien wie das Kindermuseum, das Literaturhaus und das Messegebäude Stadthalle. Ein zweiter Katalysator ist der Steirischer Herbst, das multidisziplinäre Festival für zeitgenössische Kunst, das seit 1968 jeden Herbst in Graz stattfindet. So entwarf Hartmut Skerbisch 1992 für dieses Fest die monumentale Statue ‚Lichtschwert‘, eine Stahlkonstruktion in Form der amerikanischen Freiheitsstatue mit exakt den gleichen Abmessungen. Die Fackel wurde jedoch durch ein Schwert ersetzt – als Symbol für den Kampf für die Menschenrechte. Auch dieses Kunstwerk hat bleiben dürfen und steht nun direkt neben dem neobarocken Opernhaus an der Franz-Graf-Allee.
Beachten Sie auch die Straßenmöbel. Über die Stadt verstreut befinden sich unter anderem siebzehn grüne, etwa zwei Meter breite Sitze in Form von Buchstaben. Zusammen bilden sie den Text ‚Graz ist ein Hotspot‘ – mit dem die Designerin Johanna Prechtl die Atmosphäre in der Stadt treffend zusammenfasst.
Kunsthaus
Eines der auffälligsten Gebäude in Graz ist das Kunsthaus auf der rechten Seite der Mur (lendkai 1), in jenem Teil der Stadt, in dem früher Arbeiterinnen (und später Migrantinnen) als Prostituierte lebten und arbeiteten. Die Architekten Peter Cook und Colin Fournier wurden beauftragt, für dieses „vergessene“ Viertel einen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst zu entwerfen. Sie hatten eine Einschränkung: Das Gebäude musste zur Fassade des Eisernen Hauses passen, einer monumentalen treibhausähnlichen Konstruktion aus Glas und Stahl aus dem Jahr 1847. Obwohl das Ergebnis ebenfalls eine Konstruktion aus Glas (die Außenseite) und Stahl (das Skelett, an dem das Glas befestigt ist) ist, ist es auch ein völlig einzigartiges Gebäude. Die Architekten selbst sprechen vom ‚Friendly Alien‘. Im Volksmund erhielt das Kunsthaus wegen seiner äusseren Ähnlichkeit Spitznamen wie „Blaue Blase“, „Raumschiff“, „Schnecke“ oder „Raupe“.
Die Fenster, die wie Hörner aus dem Dach hervorstehen, nennt man ‚Nostrils‘ (Nasenlöcher). Von einem dieser Fenster aus blickt man genau auf den Glockenturm des Schlossbergs – wie in einem Bilderrahmen. Natürlich kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung Alt und Neu zu verbinden. Wenn Sie bei Ihrem Besuch Glück haben, ist die Tür zum Dach im zweiten Stock offen. Von einer kleinen Plattform aus sieht man hier nicht nur, wie sich das Kunsthaus durch seine Form und Materialverwendung von der roten Dachlandschaft darum herum abhebt, sondern man kann auch sehen, wie es sich an manchen Stellen wie eine Raupe zwischen die umliegenden Dächer schleicht, ja, als wäre dort ein Außerirdischer gelandet. Der Kontrast ist unglaublich spannend, stört aber nicht die Harmonie. Hinweis: Zur ‚Kommunikation‘ mit der Umgebung gibt es kurz vor jeder Stunde aus versteckten Lautsprechern ein tiefes Summen. Abends ist die Fassade wunderschön beleuchtet. Im „Bauch“ des Friendly Alliens befindet sich ein großstädtisches Kunsthauscafé (Eingang Südtiroler Platz 2), wo das Frühstück Namen wie Guggenheim und Pablo Picasso trägt.
Landeszeughaus
Es ist diese gelungene Symbiose zwischen Alt und Neu, die Graz überall sucht. Das Landeszeughaus, zwischen 1642 und 1647 erbaut, ist heute das größte historische Zeughaus der Welt mit 32.000 Gewehren, Panzern, Stichwaffen und mehr. Seit 2015 teilt sie sich den Eingang (Herrengasse 16) mit dem Tourismusbüro. Das freistehende Mobiliar besteht hier aus durchbrochenen Felsblöcken – eine ‚Hommage‘ an das so genannte Murnockerl, Steine die vom Wasser der Mur geformt und geglättet wurden. Wie im wirklichen Leben haben die ‚Steine‘ unterschiedliche Formen und Größen. Die modernen Möbel bilden hier ein spannungsreiches Wechselspiel mit dem historischen Kreuzgewölbe, in dem der Eingang untergebracht ist.
Der Respekt vor der Geschichte war in 2000 auch der Ausgangspunkt für die neue Synagoge (David-Herzog-Platz 1), die von Jörg und Ingrid Mayr entworfen wurde. Das neue Gebäude steht an der Stelle, an der die Nazis während der Reichskristallnacht (1938) die alte Synagoge niedergebrannt haben. Mit Steinen dieser Synagoge (die in einem Parkhaus gefunden wurden) wurde eine niedrige Außenmauer gebaut. Innerhalb dieses Zauns wurde in einiger Entfernung das moderne neue Gebäude platziert, ein Kubus mit einer Kuppel aus blauem Glas, in dem jüdische Gebete im Sandstrahlverfahren gedruckt wurden.
Joanneum
Eines der geschichtsträchtigsten Gebäude in Graz ist das 1811 von Erzherzog Johann gegründete Universalmuseum Joanneum, das älteste öffentlich zugängliche Museum Österreichs. Mittlerweile hat es dreizehn Zweigstellen in der gesamten Steiermark, doch ihr Hauptsitz ist das so genannte Joanneumsviertel, zu dem auch die Neue Galerie gehört: ein Museum für Kunst ab dem 19. Jahrhundert. Den Wettbewerb für die Renovierung und den Bau eines neuen Besucherzentrums für diese Neue Galerie hat das Architekturbüro Szyszkowitz + Kowalski gewonnen. Sie entschieden sich für einen Anbau mit zwei Untergeschossen, der von einem neu geschaffenen Platz aus über eine verglaste, konische Röhre zugänglich ist. Insgesamt fünf dieser Röhren in der Decke (eigentlich der Platz darüber) sorgen für Tageslicht und bieten einen permanenten Blick auf die historischen Fassaden – die durch diese neue Perspektive nichts von ihrem Wert verloren haben.
Panorama-Kaufhaus
Trotz all der historischen und innovativen Architektur ist Graz nirgendwo wie ein Museen. Die Stadt lebt und vibriert: dank der vielen kulturellen Veranstaltungen, der kreativen Szene, dem kulinarischen Angebot (vom hippen Café bis zum Sterne-Restaurant), dem vielen Grün und dem südlichen, herzlichen Charakter der Menschen. Kunst und Design sind präsent, aber ohne Nachdruck und wie selbstverständlich. Oft merkt man gar nicht, wie neu, aktuell oder besonders etwas ist. Nehmen Sie das Kaufhaus Kastner & Öhler – sagen wir das KDW oder die Lafayette von Österreich. Die Kaufhauskette mit Hauptsitz in Graz (Sackstrasse 7-13) wurde 1873 von Carl Kastner und Herman Öhler gegründet und befindet sich noch heute in Familienbesitz. Die ursprüngliche Schönheit der Grazer Filiale mit Freiflächen, Säulen und Jugendstil-Stuck war bei zahlreichen Renovierungen hinter zusätzlichen Mauern und Zwischengeschossen verschwunden. Durch die jüngste Renovierung wurde das imposante Innere wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Gleichzeitig wurde dem Gebäude ein neues Stockwerk hinzugefügt, in dem sich das Lounge-Café Freiblick befindet. Von der angrenzenden Dachterrasse mit Skywalk hat man einen fantastischen Blick über das Stadtzentrum.
Schlossberg
Jeder Grazer Tourist besucht den Schlossberg (mit 474 Metern der höchste Punkt der Stadt) mit seinem Glockenturm aus dem Jahr 1560. Beachten Sie die Uhrzeiger: Es sind die Minutenzeiger. Der Glockenturm selbst ist von einem Park und Sehenswürdigkeiten wie einer Bastion, einem chinesischen Pavillon und einer Kapelle umgeben. Ein maßstabsgetreues Modell der ehemaligen Militärfestung auf dem Schlossberg (1809 auf Befehl Napoleons abgerissen) ist im Grazer Museum am Fuße des Berges zu sehen (Sackstrasse 18). Es gibt drei Möglichkeiten, von der Stadt zum Schlossberg zu gelangen: über eine 260-stufige Zickzacktreppe, eine Seilbahn oder eine hochmoderne gläserne Gondelbahn – gebaut in den Bergbaustollen, die während des Krieges als Luftschutzkeller dienten. Gleich neben dem Aufzug auf dem Schlossberg befindet sich Aiola Upstairs, ein Design-Café-Restaurant mit Glaswänden, die auf Knopfdruck in den Boden versenkt werden können und so eine große Terrasse bilden. Aufgrund des weiten Blicks über die Stadt ist es der perfekte Ort für Frühstück, Mittag- oder Abendessen (mit begleitendem Sonnenuntergang).
Hauptstadt des Genusses
Ein weiterer Grund, Graz zu besuchen: Es ist die offizielle GenussHauptstadt Österreichs, ein Titel für gute Gastfreundschaft und eine Küche, die hauptsächlich regionale Produkte verwendet. Projektleiterin Waltraud Hutter, selbst seit vielen Jahren im Gastgewerbe tätig, beschloss, Graz 2007 für den Titel zu nominieren: „Damals war alles, was von weit her kam, gut, während wir solche fantastischen Produkte gleich um die Ecke haben.“

Lange Tafel © Graz Tourismus
Dabei war bereits klar, dass die zwölf Köche, mit denen sie begann, mehr Produkte brauchten, als die Bauern in der Steiermark liefern konnten. Und so machten sich die Köche selbst auf die Suche nach neuen Lieferanten z.B. von hochwertigen Fruchtsäften, Gemüse und Fleisch. Heute sind neunundzwanzig Restaurants der Genusshauptstadt Graz angeschlossen und verteidigt die Stadt ihren Titel alle zwei Jahre erfolgreich. Mit Initiativen wie Kinderkochkursen, Verkostungen und kulinarischen Stadtrundgängen versucht Hutter, Einheimische und Touristen stärker einzubeziehen. Jährlicher Höhepunkt ist „Die Nacht der langen Tafel“, bei der die Genusshauptstadt-Köche ihre Restaurants schließen und ein Fünf-Gänge-Menü für 720 Gäste kochen. Es wird im Freien, auf dem Hauptplatz und in den umliegenden Straßen serviert. Während die Sonne untergeht und Musik erklingt, setzen sich die Gäste an barock gedeckte, attraktiv beleuchtete Tische. Die Veranstaltung ist fast immer sofort ausverkauft, sobald die (Internet-)Anmeldung Mitte November beginnt. Hutter: „Meine größte Angst ist jedes Jahr, dass es regnen wird, denn dann kann es nicht mehr weitergehen. Aber bisher ist das noch nie passiert.“
Graz hat den Titel aus gutem Grund verdient, denn man kann dort gut essen, zum Beispiel auf einer der vielen Terrassen am Schlossbergplatz, Färberplatz oder Mehlplatz. Eine der schönsten Adressen ist der Landhauskeller (Schmiedgasse 9). Bar und Restaurant sind in einem 450 Jahre alten Renaissance-Gebäude mit einem schönen Innenhof untergebracht, das von den derzeitigen Eigentümern modern und etwas orientalisch eingerichtet wurde. Von früh bis spät können Sie hier gutes Essen, Snacks, Cocktails und eine tolle Atmosphäre genießen.
Trendiges Einkaufen und Nächtigen

MuR Modernes und Raritäten
Weil Graz jung im Herzen bleiben will, hat sich die Stadt 2011 erfolgreich um die Mitgliedschaft in der UNESCO Stadt des Designs beworben, einem Netzwerk von über hundert Städten, die die Kreativwirtschaft aktiv fördern wollen. In Graz ist dieser kreative Impuls überall spürbar. Dank der vielen (Hoch)Schulen gibt es bei einer Bevölkerung von 300.000 Einwohnern etwa 60.000 Studenten. In den Straßen und Gassen stolpert man über trendige Friseure, Boutiquen und Studios. Werfen Sie einen Blick ins Innere von MuR Modernes & Raritäten (Enge Gasse 3), einem Eldorado für Liebhaber von schönem Design, insbesondere aus dem 20. Jahrhundert. Auch das nachhaltige Modelabel Zerum (Mariahilferstraße 13/2) und der nachhaltige Geschenk- und Souvenirladen Kwirl Design (Mariahilferstrasse 11) sind einen Besuch wert. Tag.werk (Mariahilferstrasse 13) stellt Taschen aus Recyclingmaterial her und ist gleichzeitig ein Berufserfahrungsprojekt für junge Menschen. Im Mai findet unter dem Namen designmonat jährlich ein Designfestival im Zentrum von Graz statt, mit zahlreichen Ausstellungen, Führungen und Shows.
Natürlich finden Sie in Graz auch Designhotels. Das Augarten Art Hotel am Rande des Stadtzentrums (Schönaugasse 53) besteht aus Chrom, Glas und Marmor. Über zweihundert moderne Gemälde und Skulpturen von hohem Niveau hängen in den Räumen, im Treppenhaus und in der Lobby. Das Hotel ist im Besitz von Helmut Marko, dem ehemaligen Formel-1-Piloten.
Hip ist auch Daniel (Europaplatz 1), in einem würfelförmigen Gebäude in der Nähe des Bahnhofs, etwas weiter entfernt vom historischen Stadtzentrum, mit einer Espresso-Bar im Erdgeschoss. Die beste Art, hier zu übernachten, ist auf dem Dach in der LoftCube-Suite in Form eines Glaskubus.


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