Text: Emely Nobis

Vase nach einem Entwurf von Zaha Hadid, Foto: El Woods
Wann wurde sie gegründet?

Georg Stradiot, Foto: Richard Tanzer
Der Gold- und Silberschmied Alexander Sturm eröffnete seine Wiener Werkstatt im Jahre 1882. Seine Kunden waren hauptsächlich die „Neureichen“ wie Unternehmer und Intellektuelle. Sturm wurde bald vom Virus der Moderne erfasst und begann mit Künstlern der Wiener Werkstätte wie Josef Hoffmann, Koloman Moser und Oswald Haerdtl zusammenzuarbeiten. Dank ihrer oft umstrittenen Entwürfe konnte die Wiener Silbermanufactur überleben, während die einst rund 170 anderen Wiener Silberschmiede fast verschwunden sind. Aufgrund schlechten Managements ging die Manufactur 2008 fast in Konkurs. Die Mitarbeiter wandten sich hilfesuchend an den Unternehmer, Projektentwickler und Mäzen Georg Stradiot, der das Unternehmen schließlich mit allen Geräten, Stanzformen und dem Archiv mit 11.000 Arbeitszeichnungen kaufte. Stradiot gründete das Unternehmen 2009 ein zweites Mal. Er eröffnete ein Geschäft im Herzen Wiens, erweiterte den Kundenkreis auf den internationalen Markt und begann wieder mit zeitgenössischen Designern zu arbeiten. Seitdem geht es wieder bergauf und das Silberunternehmen erstrahlt in altem Glanz.
Warum wollte Stradiot helfen?

Werkstatt, Foto: Frits Roest
„Weil die Wiener Silbermanufactur ein so schönes, traditionelles und traditionsreiches Wiener Unternehmen ist.“ Stradiot stammt aus einer (ursprünglich belgischen) Adelsfamilie und hat bereits mehrere Schlösser sorgfältig restaurieren lassen. „So wurde meine Liebe zum Kunsthandwerk geboren. Der Hauptgrund für den Kauf ist jedoch seine Leidenschaft für die Bildhauerei. Ich bin mit Silber aufgewachsen und finde es ein unglaublich schönes Material. Ich betrachte die dreidimensionalen Objekte, die man daraus herstellen kann, als Skulpturen.“
So entwarf der österreichische Objektkünstler Erwin Wurm 2014 die Zuckerdose Zuccheriera, eine adaptierte Version seines Hauptwerks Fat Car (ein aufgeblasener Porsche aus Polystyrolschaum und Fiberglas). Stradiot ist stolz darauf, dass „seine“ Zuccheriera jetzt im Museum für angewandte Kunst in Wien steht. Sein bevorzugter historischer Entwurf ist das Besteck Nummer 135 des Architekten Joseph Hoffmann aus dem Jahr 1902 (oben links). „Ich bezeichne es immer noch als ein Design aus dem Jahr 2050, so avantgardistisch ist es. Wir verkaufen es immer noch regelmäßig und meine Frau und ich verwenden es auch zu Hause.“
Wer stellt es her?

Löffel punzieren, Foto: Frits Roest
Etwa fünfzehn junge Leute unter der Leitung von Silberschmiedemeister Antonio Umani. Als Stradiot das Unternehmen kaufte, tat er dies unter der Bedingung, dass die alten Meister nicht in den Ruhestand gehen würden, bevor sie ihr Wissen an eine neue Generation weitergegeben hätten. Umani war der erste „Neuling“, der den Meistertitel erwarb, und bildet nun selbst die anderen Mitarbeiter aus. Wichtig für das Unternehmen ist auch die Kunstdirektorin und Kunsthistorikerin Barbara Kamler-Wild, die unter anderem für die Auswahl der zeitgenössischen Designer verantwortlich ist.
Was macht Silber so schwierig?

Silber polieren, Foto: Frits Roest
Das Material ist empfindlich. In der Werkstatt (heute vor den Toren Wiens) werden die Silberplatten, die aus dem Tresor kommen, von Hand geschnitten, gewalzt, erhitzt, geformt, gehämmert, gefräst, poliert, gestanzt und so weiter. Antonio Umani zeigt auf seine rund fünfzig verschiedenen Hämmer, von denen jeder je nach Kraft und Winkel des Schlags eine Vielzahl von Wirkungen erzielen kann. Es ist eine Frage der Erfahrung, der Leidenschaft, des Gefühls und der endlosen Versuche, bis man es beherrscht.
So ist es beispielsweise schwer vorstellbar, dass die fließenden Linien auf den von der Architektin Zaha Hadid entworfenen Vasen Loa und Vesu (40×25 cm) durch Hämmern entstanden sind. Umani verbrachte rund 250 Stunden mit der Arbeit an einer dieser Vasen. Für den Silberschmied ist die Zusammenarbeit mit berühmten Designern nicht immer einfach. Sie müssen erst einmal herausfinden, was Silber kann und will, wie es verarbeitet werden kann und wie man ein Design erschwinglich halten kann. Manchmal braucht es mehrere Gespräche, um einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Gleichzeitig ist es natürlich der Traum eines jeden Handwerkers, etwas so Schönes in Handarbeit herstellen zu können.

Besteck Nummer 135, Foto: Klaus Fritsch
Die Pflege von Silber ist gar nicht so schwierig. Besteck kann in die Spülmaschine, und die Angst vor schwarzen Flecken ist weitgehend unbegründet. Da Silber in seiner reinen Form zu weich ist, um bearbeitet zu werden, wird es mit Metalloxiden vermischt, die sich in der Tat verfärben können, aber die Silbermanufactur verwendet ein hochlegiertes Silber (940 statt 925 wie beim bekannten Sterling), das sich kaum verfärbt. „Lassen Sie Ihr Silber nicht in der Schublade liegen“, rät Stradiot weiter: „Nur wenn Sie Silber kaum benutzen, wird es schwarz.“
Wo kann man es kaufen?
Unter anderem in der Silberboutique in Wien (Spiegelgasse 14). In Vitrinen aus Buchenholz werden in diesem Geschäft die wichtigsten Produkte wie in einem Museum ausgestellt. Beachten Sie den Basaltfliesenboden mit dem vierblättrigen Kleeblatt, dem Logo des Unternehmens der ersten Stunde. Die Designer-Silberwaren werden auch in Fachgeschäften, in einigen Museen und auf der Website wienersilbermanufactur.com angeboten.

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