Drauradweg in Kärnten
Durch den sonnigen Süden Österreichs
Text: Emely Nobis / Bild: Frits Roest
Was für ein Service! Vor fünf Minuten haben wir unsere reservierten E-Bikes beim Fahrradverleih More in Spittal an der Drau abgeholt und sie einstellen lassen. Jetzt stellen wir fest, dass der Lenker etwas höher sein muss. Wenn wir uns wieder bei der Mietfirma melden, bekommen wir einen Satz Inbusschlüssel für unterwegs mit, ohne zu fragen. Auf diese Weise sind wir selbstständig, falls sich auch die neue Anpassung nicht als optimal erweisen sollte.

Unsere e-Bykes
Diese E-Bikes sind purer Luxus, denn unsere geplante Fahrradroute weist kaum Höhenunterschiede auf. Wir wollen einige Etappen des Drauradweges erkunden, der von Toblach in Südtirol durch den sonnigen Süden über Osttirol und Kärnten bis nach Maribor in Slowenien führt. Auf dem österreichischen Streckenabschnitt wurden in den letzten Jahren erhebliche Investitionen in die Qualität des Straßennetzes getätigt. Hier radelt man in der Regel auf asphaltierten oder gut befahrbaren Radwegen und auf ruhigen, verkehrsfreien Straßen mit geringem Höhenunterschied direkt am Drau-Ufer entlang. Das macht einen Radurlaub hier sehr geeignet für Familien mit Kindern und für jeden, der aktiv und dennoch komfortabel unterwegs sein möchte.
Spittal an der Drau – Paternion

Treppelweg entlang der Drau
Der Drauradweg ist nach dem Donauradweg der beliebteste Radweg Österreichs. Viele Touristen beginnen ihre Tour im osttirolerischen Lienz und nehmen Villach in Kärnten als Ziel. Wir wollen in Kärnten starten, da der größte Teil der 366 Kilometer langen Strecke durch dieses Bundesland verläuft, und nach Villach weiterradeln. Unser Ausgangspunkt ist Sachsenburg, eine alte Festungsstadt rund um einen schönen historischen Platz. Dort übernachten wir bei einem der Drauradwegwirte: ein Verein von Gastronomen entlang des Drauradweges mit extra Service für Radfahrer. So können Sie z.B. problemlos nur eine Nacht bei den Hoteliers buchen, die angeschlossenen Restaurants bieten fahrradfreundliche Mahlzeiten an und Sie können die Toilette bei allen Drauradwegwirten kostenlos benutzen, auch wenn Sie nichts konsumieren möchten. Eine kleine, aber feine Geste.

Sachsenburg
Von Sachsenburg fahren wir am nächsten Morgen mit dem Zug in das größere Spittal an der Drau, um unsere reservierten Fahrräder abzuholen. Viele Orte entlang des Drauradweges liegen an oder nicht zu weit von der Eisenbahn entfernt. Auch das ist ein Pluspunkt: Dank der guten öffentlichen Verkehrsmittel können Sie an mehreren Orten starten (oder einen Teil Ihrer Route abkürzen) und sind daher in der Planung sehr flexibel. Wenn Sie länger irgendwo bleiben oder von den offiziellen (sieben) Etappen abweichen wollen, ist das dank guter Transportmöglichkeiten nie ein Problem. Da es auf der Strecke viel zu sehen gibt und wir entspannt radeln wollen, beschließen wir, am ersten Tag nicht mehr als fünfzig Kilometer zurückzulegen. In Spittal an der Drau selbst bleiben wir nicht lange, aber wir machen einen Abstecher zum Schloss Porcia, einem der bedeutendsten Renaissancebauten Österreichs. Heute beherbergt es ein Museum, das u.a. dank seiner großen Modelleisenbahn ein Muss für Liebhaber ist.

Wegweiser Drauradweg
Außerhalb der Stadt radeln wir bald auf Rad- und Waldwegen am Ufer der mäandrierenden Drau entlang. Die Beschilderung (R1) – und Richtungspfeilen auf dem Asphalt – ist ausgezeichnet. Wir durchqueren Felder mit Mais (Rohstoff für die in Kärnten sehr beliebte Polenta) und Getreide, kommen an Bauernhöfen und Getreidespeichern vorbei, überqueren den Fluss hin und wieder über eine Brücke und radeln über eine Staumauer zum Wasserkraftwerk Paternion, wo das herabstürzende Wasser die Turbinen zur Stromerzeugung antreibt. Von Paternion bis Slowenien findet man solche Staustufen mit Wasserkraftwerken den ganzen Fluss entlang. Um das Ökosystem nicht zu stören, wurden überall Fischtreppen gebaut, sonst könnten die Fische aufgrund der Höhenunterschiede nicht frei wandern.
Paternion – Sankt Jakob im Rosental

Drauschiff
Von Paternion aus schlängelt sich die Drau weiter abwärts in Richtung Villach, der zweitgrößten Stadt Kärntens. Dort angekommen parken wir unsere Fahrräder beim Radbutler (einem bewachten Fahrradparkplatz und -werkstatt an der Drau), so dass wir buchstäblich die Hände frei haben, um die schöne Altstadt mit ihren netten Geschäften und Restaurants zu erkunden. Im Villacher Brauhof – das Restaurant von und neben der örtlichen Brauerei – essen wir unter den Kastanienbäumen im Innenhof zu Mittag. Es ist ein angenehmer Ort, die Terrasse unter Kastanienbäumen, um an diesem heißen Tag zu sein, besonders wenn man einen Villacher Radler genießt. Zu lange dürfen wir uns jedoch nicht ausruhen. Um 2 Uhr fährt ein Schiff vom Kongresszentrum in Villach zum Dorf Sankt Niklas und zurück.

Drauschifffahrt
Wir wollen die Gelegenheit nicht verpassen, einen Teil der Strecke mit dem Schiff zu fahren statt am Wasser entlang zu radeln, also eilen wir zum ‚Butler‘, um unsere Fahrräder wieder abzuholen. An der nahe gelegenen Anlegestelle des Bootes ist schon viel los. Überall an den Ufertreppen und auf den bunten Loungemöbeln entlang des Kais sitzen und stehen Menschen. An Bord gekommen, parken wir unsere Fahrräder – die wir mitnehmen dürfen – und genießen die umliegende Berglandschaft. Wir fahren unter der roten Friedensbrücke hindurch, passieren die Stelle, an der die Gail in die Drau mündet, und sehen das Renaissanceschloss Wernberg auf einem Felsen in einer Flussbiegung. Kurz bevor das Boot nach etwa fünfzig Minuten nach Villach zurückkehrt, gehen wir in Sankt Niklas von Bord. Die Versuchung ist groß, einen Abstecher zum nahe gelegenen Faaker See zu machen und dort ein kühlendes Bad zu nehmen, aber da wir keine Badeanzüge dabei haben, radeln wir weiter über Schloss Rosegg zu unserem letzten Ziel des Tages: dem ländlichen Mühlbach bei Sankt Jakob im Rosental. Wenn wir abends auf der Terrasse des Landhotels Rosentalhof zu Abend essen, treffen wir sogar ‚Bekannte‘: Andere Radfahrer die wir an diesem Tag schon gesehen haben.
Sankt Jakob im Rosental – Seidendorf

Radfahrer am Drauradweg
Es ist noch neblig, wenn wir am nächsten Tag wieder auf unsere Räder steigen. Immer wieder führt uns die Straße vom Drau-Ufer weg, um über ‚Umwege‘ durch idyllische Bauerndörfer wie Dreilach, Längdorf, St. Oswald und Feistritz im Rosental wieder ans Wasser zu gelangen. An den gigantischen Stauseen von Feistritz und etwas weiter bei Ferlach können wir erst richtig sehen, wie ‚gestaut‘ die Drau ist. Wir radeln über einen Damm zum Städtchen Ferlach, wo wir einen Abstecher ins Zentrum machen, um das berühmte Buchsenmacher- und Jagdmuseum im Schloss Ferlach zu besuchen. Seit dem 17. Jahrhundert sind die Büchsenmacher von Ferlach weit über die Grenzen hinaus berühmt für ihre handgefertigten (Jagd-)Gewehre, die oft reich mit Metallornamenten verziert sind. Im Museum können Sie viele schöne Beispiele bewundern.

Fähre, bitte läuten
Nach Ferlach radeln wir meist auf einem mit Tannenzapfen gesprenkelten, schattigen Waldweg und halten regelmäßig an um die schöne Aussicht auf die Drau zu genießen. Auf dem Wasser sehen wir Schwäne und Ruderboote. Entlang der Ufer gibt es Picknickplätze, Bänke und Brunnen mit Trinkwasser. Besonders beeindruckend ist der ständige Blick auf die Karawanken, die heute in fünfzig Grautönen wunderschön gefärbt sind, und die bemerkenswert steilen Felswände entlang eines Teils der Ufer. Etwa sechs Kilometer hinter Ferlach führt uns eine Brücke zum Nordufer der Drau; fünf Kilometer weiter radeln wir über das Wehr des Wasserkraftwerks Annabrück – auch hier ein Rad- und Wanderweg – zurück zum Südufer. Über Sankt Margareten im Rosental erreichen wir unser Endziel in Seidendorf bei St. Kanzian, kurz vor einem kräftigen, aber erfrischenden Sommerregen. Unsere Unterkunft hier ist die Fishery Steffan, ein Ferienpark, der im vergangenen Sommer eröffnet wurde und auf Angelurlaub spezialisiert ist, aber dank seiner Lage auf einer Halbinsel in der Drau auch Gäste vom Drauradweg anzieht. Wenn wir spät am Abend auf der Terrasse unseres Blockhauses sitzen, färbt die untergehende Sonne den Himmel orange und die Berge spiegeln sich romantisch im Wasser. Ein würdiger Schlussakkord dieser Drauradtour.
Tipps & Adressen
Allgemein
Informationen über die Etappen des Drauradweges (erkennbar an den Wegweisern mit R1), Fahrradverleih, Transport unterwegs, Gastronomie, Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten und Bestellung von Fahrradkarten: drauradweg.com
Weitere Informationen über Ausflugsmöglichkeiten auf der Strecke in Kärnten und über die Kärnten Card, die Ermäßigungen auf zahlreiche Eintrittspreise bietet: kaernten.at
Viele Städte und Dörfer entlang des Drauradweges sind an das Eisenbahnnetz angeschlossen und daher mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht erreichbar. Planen Sie Ihre Reise auf oebb.at
Vom Kongresszentrum in Villach fährt mehrmals täglich ein Schiff nach Sankt Niklas (Faaker See) und zurück. Eine einfache Fahrt dauert 50 Minuten. Sie können das Fahrrad mitnehmen, aber wenn Sie die gesamte Reise buchen und nach Villach zurückkehren, können Sie das Fahrrad auch am Radbutler zwischen der Brücke und dem Kongresszentrum in Villach abstellen. drau-schiffahrt.at
Nächtigen, Essen & Trinken
Drauradwirte
Mehr als fünfzig Gastronomiebetriebe, Hotels, Fahrradverleiher und Werkstätten entlang des Drauradweges in Osttirol und Kärnten haben sich unter dem Namen Drauradwegwirte zusammengeschlossen. Über deren Website können Sie ein so genanntes Drau.Kulinarik.Paket mit Informationen über die Route, das Drau.Kulinarik.Büchl mit Adressen (und Rezepten) der angeschlossenen Restaurants, möglichen Ausflügen/Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke und Gutscheine bestellen, die Sie bei jedem angeschlossenen Gastronomiebetrieb gegen Verzehr einlösen können. Die Drauradwegwirte verfügen auch über eine kostenlose App (für Android und iPhone) mit Routenplänen (natürlich auch zu den angeschlossenen Firmen, erkennbar am Logo), Informationen zu den verschiedenen Etappen und Sehenswürdigkeiten entlang des Weges. drauradwegwirte.at
Zum Goldenen Rössl
Hotel-Restaurant von Ferdinand Pemker, Vorsitzender der Drauradwegwirte, in der historischen Stadt Sachenburg, mit einer gemütlichen Terrasse auf dem Dorfplatz. Gemeinsam mit dem Rosenthaler Hof (siehe unten) bietet das Hotel auch eigene Pauschalreisen mit dem Fahrrad durch Kärnten an. Marktplatz 18 in Sachenburg, goldenes-roessl-sachsenburg.at
Drau-Camping
Campingplatz direkt vor der Stadtmauer von Sachsenburg am Drau-Ufer. Ein idealer Ausgangspunkt für Camper, die mehrere Etappen des Drauradweges in dieser Region zurücklegen und am Ende des Tages mit dem Zug zurückkehren möchten. Ringmauergasse 8 in Sachenburg, draucamping.at
Fishery Steffan

Fishery Steffan
Dieser relativ neue Ferienkomplex der Familie Steffan wurde für Angel- und Naturliebhaber gebaut. Sie können im Hotel oder in luxuriösen, modern ausgestatteten Blockhütten direkt am Wasser wohnen und einen Angelschein zum Fischen in den Lagunen der Anlage mieten. Auf Wunsch wird Ihr Fang in dem zur Anlage gehörenden Restaurant zubereitet. Seidendorf 1 in Sankt Kanzian, fishery-steffan.at
Rosenthaler Hof
Landhotel im Weiler Mühlbach in St. Jakob im Rosental in einem großen (Privat-)Park, mit Hallenbad, Sauna und Dampfbad zur Entspannung nach dem Radfahren. Das Hotel bietet auch eigene Pauschalreisen mit dem Fahrrad durch Kärnten an, zusammen mit dem Hotel-Restaurant Zum Goldenen Rössl in Sachenburg. Mühlbach 28 in St. Jakob im Rosental, rosentaler-hof.at
Villacher Brauhof

Villacher Brauhof
Der Braugasthof der Villacher Privatbrauerei (mit einer Biertradition, die bis ins Jahr 1858 zurückreicht) verfügt über einen schönen Biergarten, in dem Sie unter den Kastanienbäumen frische, regionale Speisen genießen und das für Radfahrer empfohlene lokale Bier wie Weizen, Zwickl, Franzi, Märzen oder das Radler mit Zitronensaft probieren können. Bahnhofstraße 8 in Villach, villacherbrauhof.at
Plasch
Gasthof der Familie Plasch, mit einer schönen Terrasse im Grünen. Hier isst man Fleisch vom eigenen Hof und Wild aus den umliegenden Jagdrevieren. Wenn Sie viele verschiedene Fleischsorten probieren möchten, bestellen Sie eine Brettljause Huabn. Auch andere Produkte kommen aus der Region, wie zum Beispiel der Fisch aus der benachbarten Fischzucht. Ressnig 17 in Ferlach, gasthof-plasch.at
Sehen & Tun
Spittal an der Drau: Schloss Porcia
Museum im ehemaligen Renaissanceschloss, darunter ein altes Schulklassenzimmer, die größte Modelleisenbahn Österreichs und das so genannte „Fürstenzimmer“ mit einem venezianischen Renaissance-Schaubett. Geöffnet von Anfang April bis Ende Oktober. Neuer Platz 1 in Spittal an der Drau, museum-spittal.com
Ferlach: Tscheppaschlucht
Haben Sie für eine Weile keine Lust aufs Radfahren? Dann wandern Sie durch die Tscheppaschlucht bei Ferlach. Vom Parkplatz am Fusse des Loiblpasses gelangt man über Leitern, Treppen und Brücken zum 29 Meter hohen Tschouka-Wasserfall mit der ‚Teufelsbrücke‘ und dem Felsentor. Von jeder Endstation bringt Sie der Tscheppaschlucht-Bus zurück zum Parkplatz. Zugänglich von Ende April bis Ende Oktober. Unterloibl 65 in Unterloibl, tscheppaschlucht-ferlach.at
Ferlach: Büchsenmacher- und Jagdmuseum
Museum über die Geschichte der Jagd und die Tradition des Büchsenmacherhandwerks in Ferlach, wo seit 1620 (Jagd-)Gewehre von Weltruf hergestellt wurden. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben sich die Ferlacher Büchsenmacher auf reich verzierte Jagdgewehre spezialisiert. Geöffnet vom 1. Mai bis Ende Oktober. Schloss Ferlach, Sponheimerplatz 1 in Ferlach, jagdmuseum-ferlach.at
Rosegg: Schloss Rosegg
Dieses im Stil italienischer Villen erbaute Schloss, das sich im Besitz der Fürsten von Liechtenstein befindet, beherbergt ein kleines (Wachs-)Museum. Auf dem Gelände befinden sich auch ein Zoo und das größte Labyrinth Österreichs, bestehend aus dreitausend Hainbuchen auf einem Grundstück von 2400 Quadratmetern. Ein Turm in der Mitte dient als Orientierungpunkt. Geöffnet von Anfang Mai bis Anfang Oktober. Schloss Rosegg 1 in Rosegg, rosegg.at




Radfahren und Genießen

Kärnten


Kärnten

Salzburgerland

Pannonisches Naturparadies